10.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Mustafa Cevrim hat ausgerechnet, würde er sich mit jedem einzelnen Stück der mineralogisch-geologischen Sammlung zehn Minuten beschäftigen und dieser Tätigkeit jeweils einen halben Arbeitstag widmen, dann benötigte er 30 Jahre, um jedes Stück zu sichten. Die Inventarisierung sei aber bereits in den letzten Jahren gut voran gekommen: »Wir sehen Land.« Im Magazin sehe er jedoch nicht seinen »Hauptaufenthaltsort«. Er möchte die »Steine« für die Museumsbesucher lebendig machen, vor allem »im Hinblick auf tagesaktuelle Themen«.
In der Dauerausstellung des »namu«, die zurzeit in der ersten Etage des Spiegelschen Hofes an der Kreuzstraße eingerichtet wird, finde auch die Erdgeschichte - und damit die Geologie - ihren Platz. Ziel, so Dr. Mustafa Cevrim: »Für zukünftige Entwicklungen aus den letzten Jahrmillionen zu lernen.« Denn an den »Steinen« seien nicht zuletzt »Vielfalt, aber auch Krisen der Natur« ablesbar.
Er wünscht sich, dass die große Geologische Sammlung des Museums immer wieder in die aktuellen Programme und Sonderausstellungen einfließen kann. Cevrim: »Ich möchte die naturgeschichtlich interessierten Bürger ansprechen.« Er weiß: »Angeboten, die zum 'Steine erforschen' einladen, sind ein Renner im 'namu'.«
Zudem strebe er auf lange Sicht auch eine engere Zusammenarbeit mit den Bielefelder Hochschulen an: »Ich glaube, dass davon beide Seiten profitieren können.«
Er habe sich nach seinem Abschied von der Universität und deren Wissenschaftsbetrieb versucht, allgemein in seinem Fachgebiet auf dem Laufenden zu halten, glaubt aber nicht daran, jetzt wieder »in die Forschung« einsteigen zu können: »Dafür gibt es hier im Museum viel zu viel Arbeit.« Gleichzeitig weiß er aber auch: »Die Sammlung beherbergt viele interessante Stücke, wir haben häufig Anfragen von Hochschulen, die für ihre Forschungstätigkeiten Steine ausleihen möchten.«
Zu schätzen weiß er die Zusammenarbeit mit den Arbeitsgemeinschaften des Naturwissenschaftlichen Vereins und die mit dem Förderverein des »namu«. Er freut sich auch schon auf die Vollendung des Museums selbst: »Das Museumskonzept ist modern und anschaulich - das beweisen die Besucherzahlen ja schon jetzt.« Viel Lob hat er für Museumsleiterin Dr. Isolde Wrazidlo, der er bescheinigt, dass es ihr hervorragend gelungen sei, neue Besucherkreise für das Museum zu gewinnen: ». . .darunter viele Familien.«
Er wünscht sich, dass die Natur noch mehr als bisher als Lernort betrachtet werde, sich das Interesse an der Natur nicht nur auf einzelne Aspekte beziehen möge. Mustafa Cevrim: »Die Natur ist ein sensibles System und leicht zu zerstören - die Erde und das, was darunter liegt, ist eine entscheidende Lebensgrundlage.«
Für ihn (und die Museumsbesucher) sei nicht in erster Linie interessant, wie groß eine Sammlung sei, sondern wie zugänglich, wie anschaulich und wie themenbezogen sie präsentiert werde. Dr. Mustafa Cevrim hält Bielefeld buchstäblich für idealen Grund: »Hier durchfährt man auf dem Weg von Brackwede in die Innenstadt quasi 160 Millionen Jahre Erdgeschichte.« Deshalb hat er sich vorgenommen: »Wir wollen künftig vermehrt auch geologische Exkursionen anbieten, vermehrt die Schulen interessieren.«

Artikel vom 10.03.2007