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Ein Begriff und eine Institution

Jubiläum: »Optik Haertel« besteht 75 Jahre


Von Sabine Schulze(Text) und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (sas). Am Namen will Bodo Bienfait nichts ändern. Auch wenn sein Vater Udo »Optik Haertel« bereits 1977 übernommen hat und der Firmengründer lange verstorben ist. Aber »Haertel« ist in Bielefeld einfach ein Begriff und eine Institution. Gestern bestand sie auf den Tag genau seit 75 Jahren.
Am Schillerplatz 22, gegenüber dem Stadttheater, gründete Diplom-Optiker Willi Haertel am 1. März 1932 seinen Handwerksbetrieb. Er verstarb 1938, und seine Witwe heiratete den Optiker Richard Janisch. Mit ihm durchlebte die Firma den Krieg, er zog mit dem Geschäft nach der Bombardierung Bielefelds an den jetzigen Standort in die Obernstraße 6.
Als Janisch 1968 starb, übergaben seine Witwe und ihre Tochter Bärbel Carl die Geschäftsführung an Udo Bienfait. »Ich bin 1965 für drei Monate zur Vertretung nach Bielefeld gekommen und dann in meine Heimatstadt Dortmund zurückgekehrt«, erzählt er. Die Witwe erinnerte sich daran und lockte den Optikermeister erneut an den Teutoburger Wald. 1977 übernahm Udo Bienfait »Optik Haertel«, Anfang 2005 übergab er das Geschäft wiederum an seinen Sohn Bodo.
»150 Azubis haben hier im Laufe der Jahrzehnte ihr Handwerk gelernt, ich habe 15 Meister ausgebildet«, erzählt Udo Bienfait, der zugleich lange Jahre in der Innung engagiert war - als Obermeister und Landesinnungsmeister. Zehn Fachleute kümmern sich bei Haertel um die Wünsche und Belange der Kunden. Das sind zum einen natürlich Brillen - unter anderem mit dem Chic von Prada, Gucci oder Dior -, das sind aber seit dem Einstieg von Bodo Bienfait auch Kontaktlinsen. Und natürlich nach wie vor Ferngläser, Kompasse, Wetterstationen, Lupen und Mikroskope. »Ich habe damals an der Uni Bielefeld noch Mikroskop-Kurse für Studenten angeboten«, schmunzelt Udo Bienfait.
Sohn Bodo ist stolz darauf, stark sehschwachen Menschen noch Hilfen anbieten zu können, wenn auch Lupen nicht mehr reichen und andere mit ihrem Latein am Ende sind: Er hat elektronische Lesegeräte im Angebot, die zum Beispiel auch Menschen mit Maculadegeneration noch ermöglichen, Texte zu lesen oder Bilder zu betrachten. »80 Prozent unserer Sinneseindrücke erhalten wir durch das Auge. Das Sehen zu erhalten ist enorm wichtig.«
Erfreut sind die Bienfaits über die große Treue ihrer Kunden. Die legen Wert auf gute Handwerksarbeit. Denn nur mit dem Verkauf von Brillengestellen ist es nicht getan: Die Augen müssen gut ausgemessen, die Gläser zentriert und eingeschliffen werden. Und Kunden, die nicht mehr gut zu Fuß sind, wird die Sehhilfe sogar ins Haus gebracht.

Artikel vom 02.03.2007