10.03.2007
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auch im Schiffsbau spitze
Doch während das Schneiden des Stahls mit Unterwasser-Laser »nur« ein violettes Licht erzeugt, hatte die Kiellegung geradezu bombastischen Charakter. Kaum war das tonnenschwere Rumpfteil zu Klängen von Jean Sibelius abgesenkt, zündete ein großes Feuerwerk, stiegen hunderte von bunten Luftballons in den Himmel über Rauma.
Davon bekam Schweißer Seppo tief im Inneren der »Color Magic«, wo Hämmer dröhnen, Tausende von Kabeln auf ihre Verknüpfung warten und statt edler Teppiche noch nackter Stahl das Bild bestimmt, nichts mit. Er wollte an diesem Tag allerdings auch rasch mit der Arbeit fertig werden, denn abends stand mit der Familie die Feier zum finnischen Kulturfeiertag an. Und die wird in Rauma sehr ernst genommen!
Die Stadt hat immerhin eine bewegte Vergangenheit, die sich sogar in einer eigenen Sprache widerspiegelt. Die Bürger von Rauma sprechen eine merkwürdige Mischung aus Finnisch und Schwedisch sogar mit deutschen Einsprengseln!
Das Herz von Rauma ist die seit 1991 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO stehende Altstadt. Sie ist der größte zusammenhängende, einheitlich erhaltene mittelalterliche Stadtkern Skandinaviens. Bunte Holzfassaden der gedrungenen Häuschen prägen das Bild, lediglich Kirche und Rathaus ragen daraus hervor.
Vier historische Museen erzählen die Geschichte der Stadt durch die Jahrhunderte. Rauma war ein wichtiger Handelshafen an der Ostsee, man hatte Verbindungen nicht nur ins nahegelegene Turku, sondern auch ins heutige Tallinn und nach Stockholm.
Das Rauma-Museum im Alten Rathaus am Marktplatz hat einen Flügel der traditionsreichen Rauma-Spitzen und ihrer Herstellung gewidmet. Einmal im Jahr feiert Rauma übrigens die Klöppelspitzenwoche, ein buntes Volksfest.
Zwei als Museen restaurierte ehemalige Privathäuser bieten aus unterschiedlichen Perspektiven Einblicke in die Rolle der Seefahrt für die Hafenstadt: Marela, die Stadtvilla eines reichen Reeders, und Kirsti, das Haus einer einfachen Seemannsfamilie (nur in den Sommermonaten geöffnet).
Schweißer Seppo sagt: »Rauma und Schiffe -Êdas gehört einfach zusammen. Gut, dass die Aker-Werft expandiert und wir hier auch neue Aufträge bekommen. Denn wenn eine unserer Schlüsselindustrien wegen des koreanischen Wettbewerbs kaputtgegangen wäre, dann wäre unser historisches Erbe nur noch die Hälfte wert. Denn satt hat es nur unsere Vorfahren gemacht. Wir müssen das moderne Finnland mit Leben erfüllen.«
Artikel vom 10.03.2007