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»Johanna« an der Wand
Die Rolle der Nordseeinsel Fanø in der Segelschifffahrt
Heute hängt »Johanna« an der Wand eines der 13 gemütlichen Hotelzimmer im traditionsreichen »Sønderho Kro«. Das Gemälde des imposanten Frachtseglers erzählt von Fanøs einstiger Rolle in der Segelschifffahrt. Im 18. und 19. Jahrhundert waren die Orte Nordby und Sønderho Heimathäfen der zeitweise zweitgrößten Handelsflotte Dänemarks. Mit dem Reichtum aus dem Seehandel finanzierten die Bewohner der Nordseeinsel nicht nur den Ausbau ihrer strohgedeckten Häuser, sondern auch den Aufbau des Tourismus.
Die Wattenmeerinsel mit ihren bis zu 300 Meter breiten Sandstränden lockt nicht nur im Sommer viele Gäste an. Immer mehr Besucher machen es den einstigen Seefahrern gleich und genießen die Vorzüge Fanøs außerhalb der Sommermonate.
Erst der November erlöste die Frauen der Nordseeinsel aus ihrer quälenden Ungewissheit. Die alljährliche Heimkehr der Fanøer Segelflotte brachte manchen Familien neben den sehnsüchtig zurück erwarteten Ehemännern und Söhnen auch den Reichtum, anderen Familien die Nachricht von Schiffsuntergang und Tod.
Durch Schiffskatastrophen wurden allein 1842 in Sønderho 40 Frauen zu Witwen und fast 100 Kinder vaterlos. Die schwarze Witwentracht (»Enkedragt«) gehörte zum Alltag einer Bevölkerung, deren Lebensrhythmus allein von der riskanten Seefahrt bestimmt wurde.
Bewegende Einblicke in diese vergangene Zeit liefert die im ehemaligen Versammlungshaus der »Fanø Skibsrederforening« in Nordby zusammengetragene Ausstellung. Fotos, Briefe und Berichte zeugen von den Verlusten, mit denen die wirtschaftlichen Erfolge bezahlt wurden.
Yörn Kreib

Artikel vom 17.03.2007