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»Unser Sohn hat
nichts gestohlen«

Uran soll aus Hanau stammen

Lauenförde (WB). Hannelore (65) und Hubert (74) F. sind geschockt. »Uran bei uns im Garten - wir sind fix und fertig«, sagt das Ehepaar aus Lauenförde. Im Interview mit WESTFALEN-BLATT-Redakteur Michael Robrecht versuchen die Hausfrau und der Raumausstattermeister, den dubiosen Atom-Fund zu erklären.
Hannelore F. ahnte nichts vom Uran in ihrem Garten. Foto: Harald Iding

Haben Sie von dem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewusst, in dem Ihr Sohn Hermann behauptet, er sei im Besitz von angereichertem Uran? Hannelore und Hubert F.: Nein, den Brief hat sein Anwalt an das Kanzleramt geschickt, wir wussten nichts davon. Unser Sohn wollte nach seiner Entlassung aus der Psychiatrie im Juni 2006 in seinem Leben klar Schiff machen und das vergrabene Zeug endlich loswerden. Deshalb ist er in den Solling gegangen, hat die Pellets ausgegraben und sie bei uns im Garten versteckt, wo das Gewerbeaufsichtsamt sie am 22. Februar auch tatsächlich gefunden hat.

Hat Ihr Sohn im nahe gelegenen Kernkraftwerk Würgassen gejobbt oder hat er ihnen gesagt, woher er das Uran hat? Hannelore und Hubert F.: Wir waren über viele Dinge nicht informiert. Wir wissen nur, dass er unzähligen Behörden und auch dem »Spiegel« den Besitz des Urans mitgeteilt hat. Aber jahrelang hat ihm niemand geglaubt. Im Kernkraftwerk Würgassen ist er einmal über eine heimische Gebäudereinigungsfirma vor vielen Jahren beschäftigt gewesen - aber nur kurzzeitig.
Mein Sohn hat kürzlich aber erzählt, dass ihm 1990 jemand das Uranmaterial zugesteckt habe. Es sollte zuvor in der Wiederaufarbeitungsanlage Hanau gestohlen worden sein. Von wem, hat unser Sohn nicht gesagt. In dem Brief an Frau Merkel soll Hermann sogar eine Skizze vom Objekt Hanau beigelegt haben. Da sind die in Berlin jetzt erstmal so richtig hellhörig geworden. Wir glauben aber nicht, dass unser Sohn irgendwo etwas gestohlen hat.

Ihr Sohn gilt als schwierig. Seit wann lebt er nach den vielen Einweisungen wieder bei Ihnen in Lauenförde im elterlichen Haus? Hannelore und Hubert F.: Hermann war schon neun Mal in Einrichtungen, wurde im Juni 2006 nach Hause entlassen. Wir haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, damit ihm eine andere Diagnose gestellt wird. Er hat doch das Petrus-Legge-Gymnasium in Brakel besucht, hat zwar kein Abitur gemacht, aber in verschiedenen Jobs gearbeitet. Er ist sogar Restaurator. Auf der anderen Seite haben ihn Ärzte als unheilbar krank beschrieben. Das ist Unfug, hier zu Hause reden wir ganz normal mit ihm über viele Dinge. Er will seine Reha deshalb im Moment hinter sich bringen und einen sauberen Schnitt machen. Wir machen uns große Sorgen.

Was für ein Leben führt Ihr Sohn zurzeit? Hannelore und Hubert F.: Er geht spazieren, er schaut mit uns fern, er spricht im Ort mit dem einen oder anderen. Auch ein paar Hobbies pflegt er. Ich koche manchmal für ihn. Ein ganz normales Leben eben. Und jetzt das. . .

Artikel vom 02.03.2007