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Dr. Christiane Gröger (v.l.), Damaris und Marleen mit dem Modell eines Milchzahn-Gebisses.

Vor 100 Jahren weise entschieden

Mit einer Poliklinik fing alles an - Spezialisierung auf die Jugend


Weitsicht bewies der Bielefelder Magistrat (Vorgänger des Stadtrates) mit einem am 26. März 1906 gefassten Beschluss. Er stimmte für die Einrichtung einer zahnärztlichen Poliklinik, die im April 1907 ihre Arbeit aufnahm. Zwei niedergelassene Zahnärzte besetzten diese neue Einrichtung stundenweise. Drei Jahre später trat Dr. Kuno Wolowski am 1. Februar seinen Dienst als erster städtischer Zahnarzt an. Vom 13. Februar 1911 an bekam die Zahnpoliklinik im ehemaligen Torschreiberhaus, Oberntorwall 36, eine feste Adresse.
Tätigkeitsbeschreibung Anno 1911: »Die Tätigkeit des Städtischen Zahnarztes besteht in der Untersuchung und Behandlung der Schulkinder, fern in der Belehrung derselben, respektive ihrer Eltern.«
In der Poliklinik wurden aber auch Erwachsene behandelt (3200 in 1911). 2356 Mal wurden Zähne gezogen. Diese Extraktion war kostenlos, während eine Füllung eine Reichsmark kostete.
Ende des 19. Jahrhunderts wuchs in Deutschland das Bewusstsein, dass man finanziell Unbemittelten auch eine Zahnbehandlung ermöglichen sollte. Ernst Jessen war Vorreiter der Idee, Zahnbehandlung und Pflege zum Thema zu machen. Er gründete im Oktober 1902 die erste städtische Schulzahnklinik in Straßburg. Bereits fünf Jahre später wurde in Preußen (Bielefeld gehörte damals als Stadt im preußischen Regierungsbezirk Minden dazu) eine »Kommission zur Einführung zahnärztlicher Hilfe an Krankenhäusern und Schulen« gegründet. Heute steht Bielefeld hinter Berlin und Bonn an dritter Stelle mit dem langjährigen Engagement für die Sache. Viele Vorsätze von damals sind aktuell geblieben, wenn auch die Doktoren im Zahnärztlichen Dienst heute keine Poliklinik mehr betreiben. Ihr Aufgabe ist die Förderung der Prophylaxe, Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche. Der »Zahnärztliche Dienst Kinder- und Jugendzahngesundheit - Zahnärztliche Gruppenprophylaxe« ist dem Gesundheitsamt angegliedert; Leiterin ist Dr. Christiane Gröger. Zum Team gehören Zahnarzt Dr. Stefan Stücke, vier Prophylaxehelferinnen und eine Mitarbeiterin für die administrativen Angelegenheiten.

Artikel vom 02.03.2007