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Sachenbacher läuft zu
silbernem Happy End

Langläuferinnen feiern WM-Medaille und streiten um Trainer

Sapporo (dpa). Das »Wunder von Sapporo« knapp verfehlt, doch am Ende war WM-Silber für die deutsche Langlauf-Staffel Gold wert.

Mit einer überragenden Schlussrunde riss Evi Sachenbacher-Stehle gestern das Rennen noch aus dem Feuer und sorgte einmal mehr für einen glänzenden Schlusspunkt einer 4 x 5-Kilometer-Staffel. Zum neuen Weltmeister Finnland fehlten dem Quartett mit Steffi Böhler (Ibach), Viola Bauer, Claudia Künzel (beide Oberwiesenthal) und Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) 11,9 Sekunden. »Silber ist unglaublich, daran konnte ich beim letzten Wechsel überhaupt nicht denken«, sagte die deutsche Schlussläuferin.
Während das Damen-Quartett im Zielbereich ausgelassen feierte, heizte Sachenbacher-Stehles Heimtrainer Wolfgang Pichler die Auseinandersetzung mit Bundestrainer Jochen Behle aus der Ferne weiter an. »Es wird keine richtige Zusammenarbeit mehr mit ihm geben«, sagte Pichler dem ZDF am Rande des Biathlon-Weltcups in Lathi. Die von Behle vor WM-Beginn an Deutschlands Top-Läuferin geäußerte Kritik sei »hart und unter der Gürtellinie« gewesen.
Wie Sachenbacher-Stehle auf der Schlussrunde nahm später auch die von Pichler angeregte Diskussion über die Installierung eines Damen- Bundestrainers an Fahrt auf. Trotz des unerwarteten Erfolges in Sapporo mit zwei Silbermedaillen verwehrte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller dem Chefcoach die uneingeschränkte Rückendeckung des Verbandes. »Ich bin nach allen Seiten offen, aber darüber werden wir erst nach der WM sprechen. Ich habe mich dazu auch noch nicht mit Behle ausgetauscht«, sagte Pfüller.
Behle lehnt die Schaffung eines Parallel-Postens ab. »Wir werden es im Skiverband nicht machen. Wir haben ein Stützpunktsystem und das läuft gut. Dass die Qualität dort aber erhöht werden kann, steht außer Frage«, sagte Behle. Die Athletinnen plädieren dagegen offen für einen eigenen Ansprechpartner. »Bei den Biathleten funktioniert es ja auch«, sagte Claudia Künzel. Für Sachenbacher-Stehle wäre Pichler erste Wahl. »Wolfgang wäre ein sehr guter Frauen- Bundestrainer. Er ist zwar hart, aber sehr gut«, sagte die Bayerin.
Bereits zwei Tage vor der Staffel hatten sich die deutschen Damen bei einer Kimono-Party anlässlich Böhlers 26. Geburtstag auf das Rennen eingeschworen. Schon da stand für sie die Startreihenfolge fest. »Claudia wollte gern an drei laufen und über die Besetzung der Klassikstrecke gab es überhaupt keine Frage«, erzählte Sachenbacher-Stehle. So brauchte Bundestrainer Jochen Behle auch keine Überredungskünste anzuwenden, denn sein Vorschlag deckte sich mit dem der Teammitglieder.
Als dann am Mittwoch die Besetzung der anderen Staffeln bekannt wurde, witterte der Coach die Chance. »Aus meiner Sicht waren unsere Gegner falsch aufgestellt. Das habe ich den Mädels in der Besprechung auch gesagt. Sie sollten bis zum Schluss an ihre Chance glauben«, sagte Behle. Der Glaube wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, weil Startläuferin Böhler mit großem Rückstand als Siebte wechselte.

Artikel vom 02.03.2007