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Ronnys Freudentränen nach dem Hattrick

Ackermann: vom Draufgänger zum Weltmeister

Sapporo (dpa). Ronny Ackermann (29) schämte sich seiner Tränen nicht. Als er erschöpft hinter der Ziellinie zu Boden sank und sich von den Skitechnikern mit dem Gebimmel einer Kuhglocke für seinen dritten WM-Titel im Einzelwettbewerb der Nordischen Kombination in Serie feiern ließ, bekam er feuchte Augen.

Auch danach wirkte er emotionaler als sonst, umklammerte immer wieder seine Medaille und küsste das kühle Edelmetall. »Es ist alles so unglaublich. Damit konnte ich nicht rechnen. Es gab doch in den vergangenen zwei Jahren so viele Rückschläge. Ich habe ja wieder bei null angefangen«, sagte der Dermbacher.
Die Leistungsexplosion konnte er sich kaum erklären. Zum ersten Mal hatte Ackermann in diesem Winter auf der Schanze zwei weite Sprünge gezeigt. Platz fünf war eine fantastische Ausgangsposition. »Da habe ich zum ersten Mal an eine Medaille gedacht und auch an etwas mehr. Aber diesen Gedanken habe ich gleich wieder verworfen«, erzählte »Acker«. Zu oft hatte er in den vergangenen Monaten erfahren müssen, dass am Ende ein winziges Stück am Erfolg fehlte. »Ich war oft nah dran, aber eben nur nah«, sagte Ackermann, der vor der WM seine Skiausrüstung wechseln und eine Erkrankung überstehen musste.
Genau zwei Jahre musste Ackermann warten, bis er wieder auf das oberste Treppchen steigen durfte. Sein WM-Titel in Oberstdorf war der bislang letzte Sieg. »Er ist ein Typ, der immer ganz nach oben will. Diesen Weg geht er konsequent«, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch, der in der Stunde des unerwarteten Comebacks seinen Musterschüler erstmals genauer beschrieb. »Ronny kam als junger Draufgänger mit einer großen Klappe zu mir. Er war frech, aber unheimlich willig im Training. Ich musste ihn manchmal zurückpfeifen und ihm sagen, er muss nicht den großen Macker spielen, sondern einfach auch mal Schwächen zugeben. Das hat geklappt«, erzählte Weinbuch.
Bis heute, so meint der Trainer, sei Ackermann einer, der gern im Mittelpunkt steht, der im Team den Ton angibt und dabei manchmal über das Ziel hinaus schießt. Da müsse er aufpassen und manchmal auch dazwischen gehen. »Das Gute ist, dass man ihn zusammenstauchen und ihm die Meinung sagen kann, und es am Ende eine positive Wirkung hat«, betonte Weinbuch. »Er fordert uns sehr, gibt aber auch sehr viel zurück«, ergänzte er.
Seit seinem siebten Lebensjahr ist Ackermann Kombinierer. »Der Sport ist mein Leben, ihm ordne ich alles unter. Mir war klar, dass ich nicht immer oben stehen kann. Aber ich suche die Herausforderung. Und als es jetzt zwei Jahre nicht so gelaufen ist, war das für mich die größte Motivation«, sagte der »Sportler des Jahres 2005«.
Björn Kircheisen wurde im zweiten Durchgang des Springens vom Winde verweht und kam am Ende auf Rang sieben.

Artikel vom 05.03.2007