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Wann explodiert der König endlich?

Johann König eskalierte mit neuem Programm

Bielefeld (cr). Mit seinem Programm »Johann König eskaliert« war die depressive Stimmungskanone aus Köln am Mittwoch im ausverkauften »stereo« zu Gast.

Angefangen mit einem Programm vom Band, eröffnete Johann König dem Publikum seinen Plan, einfach die schönsten Nummern aus seinen letzten Programmen »mit Humor oder so« zu strecken. »Das Niveau des Abends ist damit schon mal festgelegt«, bemerkte der »Mann mit der Stimme«. Relativ schleppend ging's zunächst auch weiter. Weitgehend belanglose und schon zur Genüge von diversen Comedians durchgekaute Themen wie Probleme von und mit Kindern, die Politik und die Sinnlosigkeit vieler Fernsehsendungen nahmen den größten Teil der ersten Hälfte ein.
Zwischendurch quälte der »Mann mit der Stimme« das Keyboard und begleitete die verlorenen Klänge mit den schiefen Tönen eines Liedes über die Gemeinsamkeiten von Mike Tyson und Van Gogh. Eigener Kommentar von König: »Wenn man so was macht, muss man schon auch ganz speziell einen an der Murmel haben.« In dem Punkt hatte er nicht ganz Unrecht, denn auch die Gedichte mit Themen wie »Psychohistorische Betrachtungen aus der Sicht eines Betroffenen« oder »Suizid in der Öffentlichkeit« könnte man entweder als unmöglich oder unnötig bezeichnen.
Einziger Lichtblick in der ersten Hälfte war die Trendsetterrolle der »Reim-Maschine vom Rhein«. Ihre neuste Entdeckung: Kaffee, Fahrräder, Zeitungen - alles für »to go«. »Wann explodiert der König endlich?«, musste man sich bis zu Beginn der zweiten Hälfte notgedrungen fragen. Von da an stieg zwar nicht das Niveau, aber das Tempo des Show, denn schließlich kann Johann König Langsamkeit - zumindest bei anderen - absolut nicht leiden. Und deshalb zappelte er wie wild zu dröhnendem Techno und amüsierte mit nachgespielten Quizshows und verdrehten Sprichwörtern (»Wenn die Kirche erstmal in den Brunnen gefallen ist, kann man das Kind auch im Dorf lassen.«).
Voll auf seine Kosten gekommen sind bei »Johann König eskaliert«, diejenigen, die die Komik im endlosen Sinnieren über Alltagssituationen, in unlogischen Gedankengängen, ständigen Unterbrechungen durch »ähms« und »öhms«, niveaulosen Sprüchen und dem Grinsen über die eigenen Witze entdecken.
Der Comedian jedenfalls meinte: »Ich würde kein Geld für mich ausgeben.«

Artikel vom 02.03.2007