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Wolfram Weidner

»Geschichte wiederholt sich in der Regel nicht, aber die Leichtfertigkeit, mit der sie gemacht wird.«

Leitartikel
Täter, Opfer und das Umfeld

Kaum zu glauben, was verzapft wird


Rohe Gewalt von Menschen gegen Menschen - so bedrückend ernst und offenbar auf ewig existent dieses Erzübel auch ist: Manches von dem, was Menschen darüber verzapfen, um sich um unbequeme Wahrheiten und Wirklichkeiten herumzudrücken, ist schlicht lachhaft. Es verlangt eigentlich danach, von Loriot, dem Großmeister aller Knollennasen-Männchen, treffend ulkig ins Comic-Bild gesetzt zu werden.
Denn im Wettstreit um die Lufthoheit über den vielgefragten Kernkompetenzbereich »Gesellschaft« betätigen sich viele Soziologen, Psychologen, Kriminologen, Politiker und Jugendforscher medienwirksam als Vernebler und Erkenntnisbremser. Beispiel: Rowdytum und Jugend-Kriminalität. Vor Jahren noch nannte man Täter dieser Problem-Kategorie im gängigen Klartext-Sprachgebrauch »verhaltensgestört«. Allmählich dann wechselten Weichspüler und Schönfärber zu dem geschmeidigeren Begriff »verhaltensauffällig«. Und neuerdings nun findet sich in einschlägigen Schadensberichten und Gerichtsgutachten immer öfter das allerliebste Schmusewörtchen »verhaltensoriginell«.
Und zwar einerlei, ob es auf einen notorischen Störer im Schulunterricht gemünzt ist, auf Treter und Schläger, Straßenräuber oder auf Anführer verbrecherischer Banden, die auch vor schwerer Körperverletzung oder noch Bösartigerem nicht zurückschrecken.
Verhaltensoriginell - darauf muss man erst einmal kommen! Als erheblich weniger originell empfinden es die Bürger, wie sie von der Politik systematisch über den zunehmend hohen Anteil gerade jugendlicher Gewalttäter ausländischer Herkunft hinweggetäuscht werden. Grundlegend wichtige Erkenntnisse bleiben der deutschen Bevölkerung verborgen, obwohl sie bei den Polizeibehörden aktenkundig sind:
- Junge Muslime erleben häufig innerfamiliäre Gewalt. Deshalb liegt bei vielen die Hemmschwelle tief, und sie stützen sich dabei erklärtermaßen auf ihren Glauben.
- Bis zu sechs von zehn Opfern solcher verbrecherischen Übergriffe sind nach Erhebungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen »Kinder und Jugendliche aus der deutschen Mittelschicht, weil sie gegenüber derartigen Bedrohungen unerfahren sind und speziell auch Gewalttätern aus dem islamischen Kulturkreis deshalb als 'einfache' Opfer gelten«.
Dieses Gift einer grassierenden Inländerfeindlichkeit interessiert jedoch weder das personalstarke Wiener EU-Spezial-»Zentrum zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit« noch die gestern zusätzlich gegründete EU-»Agentur für die Grundrechte«.
Es gibt freilich auch noch andere ganz und gar unoriginelle Ver- haltensfälle. Wie etwa den der beiden ultralinken deutschen Terror-Schwerverbrecher Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. Bis heute verweigern beide sich eisern der Erhellung mehrerer ungeklärter Mordtaten wie zum Beispiel jener an dem Arbeitgeber-Präsidenten Hanns Martin Schleyer im fernen deutschen Unheilsjahr 1977 - und dürfen dennoch (nicht unbegründet) auf ein vorzeitiges Ende ihrer Haft hoffen.

Artikel vom 02.03.2007