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Autos aus Ostwestfalen:
Miele, Dürkopp, Benteler

Der »Champion« lief 2000 Mal vom Band

von Björn Kaps
Bielefeld (WB). Ostwestfalen war schon einmal einmal ein Zentrum der Automobilindustrie. Bekannte Unternehmen wie Miele, Benteler oder Dürkopp haben sich auch im Autobau versucht.

Nur kurze Zeit wurde das »Miele-Auto« produziert. Von 1912 bis 1914 verließen 125 Stück das eigens für die Autoproduktion gebaute Gütersloher Werk. »Die Wagen sind sehr beliebt gewesen. Sie wurden nach Frankreich, Russland und sogar nach Uruguay exportiert«, sagte Miele Sprecher Theodor Siepert gestern dieser Zeitung
. Das vierzylindrige Fahrzeug sei in zwei Varianten mit 17 und 22 PS hergestellt worden und bis zu 80 km/h schnell gewesen. Die Preise hätten, je nach Ausstattungsvariante, zwischen 5100 und 7900 Reichsmark gelegen, was etwa dem Jahresgehalt des Gütersloher Bürgermeisters entsprochen habe, sagte Siepert.
Obwohl sich das »Miele-Auto« gut verkauft habe, sei die Produktion nach kurzer Zeit eingestellt worden, da sich das Familienunternehmen auf sein Kerngeschäft konzentrieren wollte.
Auch die Bielefelder Dürkopp-Werke wagten sich 1910 an die Auto-Produktion. Bis 1921 entstanden in den Werken der Firma verschiedenste PKW und LKW-Modelle mit acht bis 47 PS Leistung. Der Kunde konnte zwischen der Viersitzer-Limousine und einer dreisitzigen Sportversion wählen, deren Inneneinrichtung nach individuellen Geschmack ausgestaltet werden konnte. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Modell P8 zum Stabswagen für den Militäreinsatz umgebaut. Nach dem Krieg ließ die Auto-Produktion bei Dürkopp nach. 1921 lief der letzte Wagen in Bielefeld vom Band. Eines der letzten gut erhaltenen Dürkopp-Fahrzeuge steht heute im Historischen Museum Bielefeld.
Vierzig Jahre später versuchte sich der Paderborner Automobilzulieferer Benteler selbst als Autohersteller. Der Kleinwagen »Champion« lief von 1952 bis 1954 als Zwei- und Viersitzer vom Band. »Der Kleinwagen mit großen Vorteilen«, so lautete damals der Werbeslogan, erinnert sich Benteler Sprecherin Barbara Lüke. Bereits im März 1950 sei der erste Prototyp fertiggestellt worden. Doch erst nach neunmonatiger Erprobungszeit sei der Wagen zur Serienreife gelangt, so dass im Februar 1951 die Nullserie des Champion 400 mit 10 Fahrzeugen vom Band laufen konnte.
Mit sechs PS Leistung schaffte es der »Champion« immerhin auf eine Spitzengeschwindigkeit von 60 km/h. Der Verkaufspreis betrug 3.750 D-Mark. Eine »richtige« Autofabrik war auf dem ehemaligen Militärflughafen jedoch nicht entstanden, eher ein Auto-Montagewerk.
Nach einer Gesamtzahl von 2000 Stück endete die Produktion des Champion in Paderborn, da Benteler größere Chancen im Zuliefergeschäft sah.

Artikel vom 01.03.2007