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Von Struwwelpeter bis zu Pippi

»Helden« stehen im Mittelpunkt des neuen Spielplanes des Bielefelder Theaters

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Theaterspielzeit 2007/2008 wird unter freiem Himmel eröffnet: mit William Shakespeare. »Was ihr wollt« wird vom 23. bis 28. August im Rathaus-Innenhof aufgeführt.

Intendant Michael Heicks: »Wir wollen ausprobieren, ob der Ort zum Theaterspielen taugt und wie er angenommen wird.« Thema der neuen Spielzeit sind »Helden«. Heicks: »Helden können auch Verlierer sein. Es sind Menschen, die an Visionen scheitern. Aber sie haben wenigstens Visionen.« Visionen hat er auch für sein Theater, über das er bereits jetzt, mitten in der Wiedereröffnungsspielzeit, sagen kann: »Wir haben Erfolg: 20 Prozent mehr Abonnenten, aber auch deutlich mehr Einzelkartenkäufer.« Einen Opernball werde es frühestens 2009 wieder geben, denn, so der Intendant: »Theater ist in erster Linie für Inhalte zuständig, nicht für Events.«
Event - Ereignis - solle ein Theaterbesuch trotzdem werden. Deshalb stünden auch »echte Blockbuster« auf dem neuen Spielplan - was Heicks durchaus buchstäblich meint.
Das Schauspiel nimmt sich einiger Roman- und Filmstoffe an. Schauspieldirektor Uwe Bautz verweist auf »Die fetten Jahre sind vorbei« und »Acht Frauen« und »Jugend ohne Gott«. Dazu gesellen sich Klassiker wie Schillers »Maria Stuart« und »Miss Sara Sampson« von Gotthold Ephraim Lessing, außerdem »Vor Sonnenaufgang« von Gerhart Hauptmann.
Eine Heldin steht auch im Mittelpunkt des Weihnachtsmärchen: Pippi Langstrumpf (Premiere: 3. November).
Generalmusikdirektor Peter Kuhn hat ebenfalls eine Mischung aus selten gespielten Werken (»Der Baum der Diana« von Vincente Martin Y Soler), den besagten Blockbustern (darunter »Tristan und Isolde«) und einer konzertanten Aufführung (»Lakme«) zusammengestellt. Kuhn: »Auf konzertante Aufführungen hatten wir äußerst positive Rückmeldungen. Das wollen wir für Werke nutzen, die von den Spielplänen verschwunden oder die schwer darstellbar sind.« Neu ist eine so genannte Familienoper; gezeigt wird »Erwin, das Naturtalent« von Mike Svoboda (Premiere: 5. April 2008). Erste Produktion des Musiktheaters: »Jekyll & Hyde« (Premiere: 2. September). Auch das Opernstudio soll weiter Bühne sein. Man plant, Vorstellungen auf 19.30 Uhr vorzuziehen und an den Wochenenden die kürzeren Programme um 18 Uhr als Appetithäppchen vor den Vorstellungen im Saal zu zeigen.
Ein Schwerpunkt des Tanztheaters mit fünf Premieren und einem Gastspiel ist der »Struwwelpeter« - einmal als Projekt des Ensembles, einmal als Uraufführung von Choreograph Gregor Zöllig auf die Bühne gebracht. Michael Heicks betont, dass die neue Spielzeit nicht weniger Inszenierungen biete als die laufende, aber »nicht ganz so bombastische«.
Abonnenten bekommen den Spielplan zugeschickt. Sie werden am 22. April im Rahmen einer Matinee ausführlich informiert.

Artikel vom 01.03.2007