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Wasserexperte: See ist für
Freizeitbetrieb ungeeignet

Dr. Reinhard Noll nennt naturwissenschaftliche Gründe

Senne (WB/sw). In der Diskussion über den Sennesee meldet sich Dr. Reinhard Noll, Limnologe und Geschäftsführer der OWL Umweltanalytik GmbH, zu Wort. Der geplante See sei ein Flachsee und für den Freizeitbetrieb völlig ungeeignet.

Grund hierfür sei die Tatsache, dass sich flache Seen - anders als tiefe Gewässer - nicht thermisch schichten und daher Nährstoffe ständig durch ihre Umwälzung wieder freigesetzt werden. Diese Nährstoffe könnten auf unterschiedliche Art und Weise in den See gelangen, zum Beispiel durch Zuflüsse, Grundwasser oder auch Badegäste. Die Pflanzen nehmen die Nährstoffe auf und verarbeiten diese weiter. Mit enormen Folgen: »Das ist so, als würde man jeden Tag seinen Rasen düngen und mähen, das Schnittgut kompostieren und direkt wieder als zusätzlichen Dünger aufbringen«, vergleicht Noll.
Dadurch, dass das Sonnenlicht in Flachseen jederzeit den Boden erreicht, wachsen Wasserpflanzen enorm und verderben vor allem den Surfern und Seglern das Vergnügen. »In solchen Seen muss oft mit hohem Aufwand gemäht und das Material aus dem See entfernt werden«, erklärt der Limnologe. Zudem führe der Sonneneinfall oft zu einer hohen Trübung des Wassers, wodurch das Baden durch Unterschreiten der Mindestsichttiefe von einem Meter unmöglich wird. Außerdem kühle ein Flachsee bei jedem Wetterumschwung schnell ab.
Auch aus gesundheitlichen Gründen seien Flachseen bedenklich, weil in ihnen häufig Blaualgen wachsen, die bisweilen hochgiftige Stoffe produzieren und durch Windeinwirkung zusammengetrieben die Stände mit stinkendem Schleim dick überziehen. Darüber hinaus gelangen durch Vögel oder auch Schnecken Parasiten ins Wasser, die beim Menschen heftige allergische Reaktionen hervorrufen könnten. Dies sei bereits im vergangenen Jahr der Fall gewesen. »Leider sind Hautärzte und Gesundheitsämter über viele derartige Zusammenhänge nicht aufgeklärt, so dass die Ursachenforschung unterbleibt.«
Diese Argumente gelten seiner Ansicht nach übrigens nicht nur für den geplanten Sennesee, sondern auch für den in der Diskussion befindlichen Ober- beziehungsweise Untersee in Schildesche. Allen Verantwortlichen müsse klar sein, dass es nicht ausreiche, ein Loch in die Erde zu graben oder - wie im Fall Ober- oder Untersee, Dämme aufzuschütten, um einen Freizeitsee zu bekommen. Dr. Reinhard Noll: »In der Natur unterliegt ein offenes Gewässer biogenen Prozessen, die beachtet werden müssen, wenn ein derartiges Projekt mit vermutlich hohen Kosten realisiert werden soll, ohne zum Problemfall zu werden.«

Artikel vom 01.03.2007