01.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zweijähriger lebt bei Pflegeeltern

Nach Bluttat soll schnell über Sorgerecht fürs Kind entschieden werden


Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Nach der Bluttat von Altenhagen bleibt der zweijährige Sohn der erstochenen Mutter Nadine M. (25) weiter in der Obhut einer Pflegefamilie des Jugendamtes. Wie Georg Epp, Leiter des städtischen Dienstleistungszentrums Jugend, Soziales, Wohnen, weiter erklärte, solle innerhalb der nächsten sechs Wochen über das Sorgerecht für den Halbwaisen entschieden werden.
Gleichzeitig stehe man in engem Kontakt mit Tante und Großeltern des Kindes. Sie könnten den Kleinen, der am 17. März drei Jahre alt wird, jederzeit sehen, bekräftigte Epp. Ob die Angehörigen nach dem Tod der Mutter, die das alleinige Sorgerecht für ihren Sohn gehabt hatte, den Jungen schon bald bei sich aufnehmen können, müsse ein Vormundschaftsgericht entscheiden. Um diese wichtige Frage schnell zu klären, habe das Jugendamt bereits einen Antrag auf »Regelung der elterlichen Sorge« beim hiesigen Amtsgericht gestellt.
Wie berichtet, soll der Zweijährige bei der Bluttat am vergangenen Dienstagmorgen Augenzeuge gewesen sein, als sein Vater Mirko P. im Treppenhaus an der Mecklenburger Straße 19 die Mutter Nadine M. mit Messerstichen tödlich verletzt hatte.
»Natürlich ist der Kleine traumatisiert. Aber es geht ihm den Umständen entsprechend gut«, sagte Epp.
Das Wichtigste sei jetzt, dass das Kleinkind in der Pflegefamilie Geborgenheit bekomme. »Der Junge soll sich geliebt und beschützt fühlen«, bekräftigte der Leiter des Dienstleistungszentrums. Den Angehörigen des Halbwaisen solle gleichzeitig Gelegenheit gegeben werden, in Ruhe um den schrecklichen Verlust von Nadine M. zu trauern und die Beerdigung der 25-Jährigen vorzubereiten.
Wenn alle von der schrecklichen Tat Betroffenen etwas Abstand gewonnen hätten, könne man die Sorgerechtsfrage klären und sich überlegen, ob therapeutische Hilfe für den Zweijährigen nötig sei.
Das Familiendrama von Altenhagen hat die Mitarbeiter des Jugendamtes, die täglich mit sozialen Krisensituationen zu tun haben, tief erschüttert. »Dieser tragische Fall hat uns sehr getroffen«, schilderte Epp die Stimmungslage. Gleichwohl sei man beim Jugendamt stets auf akute Notfälle vorbereitet. Epp: »Es gibt in Bielefeld eine ganze Reihe von sehr gut vorbereiteten Pflegefamilien, in denen Kinder innerhalb einer Stunde sicher untergebracht werden können.«

Artikel vom 01.03.2007