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Sexverbrecher
im Kinderzoo

Mitjas Mörder weiter auf der Flucht

Leipzig (dpa). Knapp eine Woche nach dem Sexualmord an dem neunjährigen Mitja aus Leipzig ist der tatverdächtige Uwe Kolbig immer noch auf der Flucht. Gestern suchten 150 Beamte in Sachsen und Sachsen-Anhalt nach dem Mann.
Von Uwe Kolbig fehlt weiter jede Spur.

Unterdessen wurde bekannt, dass der 43-Jährige, der am vergangenen Donnerstag den Neunjährigen missbraucht und erstickt haben soll, trotz mehrfacher Verurteilungen wegen Kindesmissbrauchs im Zoo einer sächsischen Schule im Schkeuditzer Stadtteil Wehlitz arbeitete.
Er sei dort in den Jahren 2001/2002 innerhalb einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) tätig gewesen, sagte der Sprecher der Bildungsagentur Leipzig. Kolbig habe unter anderem Maurerarbeiten ausgeführt. »Er war nicht mit pädagogischen Projekten betraut«, hieß es. Damals seien acht bis zehn Leute in dem mit EU-Mitteln geförderten ABM-Projekt tätig gewesen.
Das betraf nicht nur den Zoo, sondern auch andere Arbeiten in der Stadt. Die Sprecherin des Landratsamtes Delitzsch sagte, es habe kein Anlass für die Abfrage eines Führungszeugnisses gegeben. Der Mann sei mit »Arbeiten im Grünbereich« beauftragt gewesen. Er habe keinen Kontakt zu Kindern gehabt, bekräftigte sie.
Im nordwestlichen Leipziger Raum waren gestern 45 Streifenwagen im Sucheinsatz. Die Suche zu Fuß - etwa in Waldstücken - war vorerst eingestellt worden. Tagsüber wurde auch in Sachsen-Anhalt nach dem Verdächtigen gesucht. Ein Großaufgebot durchkämmte Gebiete an dem Tagebausee Goitzsche im Landkreis Bitterfeld, der bis in den Norden Sachsens reicht. Hinweise und Spuren hatten auch in die frühere Heimat des aus Wolfen (Sachsen-Anhalt) stammenden Tatverdächtigen geführt.
Laut Staatsanwaltschaft ist die Überprüfung der DNA-Spuren noch nicht abgeschlossen. Es liefen weitere rechtsmedizinische Untersuchungen. »Mit Ergebnissen rechnen wir erst in drei bis vier Wochen«, sagte Sprecher Ricardo Schulz. Auf dem Laubengrundstück des mutmaßlichen Mörders seien Knochen gefunden worden. Es handele sich vermutlich aber um Tierknochen.
In der Laube hatte die Polizei den missbrauchten Mitja tot entdeckt. Er war am Donnerstag von der Schule nicht mehr nach Hause gekommen. Videoaufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigten Mitja mit dem mutmaßlichen Täter in einer Straßenbahn. Der 43-Jährige war zwischen 1981 und 1998 bereits fünf Mal wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden.

Artikel vom 01.03.2007