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Fernsehen auf
hohem Niveau

Regisseur Egon Monk gestorben

Hamburg (dpa). Mit Egon Monk (»Die Bertinis«) ist gestern einer der bedeutendsten Fernsehregisseure gestorben. Er prägte mit seinem hohen Anspruch von »lehrreicher Unterhaltung« die bundesdeutsche TV-Landschaft.
Egon Monk verstand Fernsehen als Bühne fürs Volk.

Monk politisierte geschickt das Fernsehspiel im Sinne eines »Fernsehens als Volksbühne«, förderte Dokumentarfilmer wie Eberhard Fechner. »Nachfahren« wie Heinrich Breloer (»Die Manns«) beriefen sich auf Monk bei ihrem Bemühen, Qualitätsfernsehen auf höchstem Niveau zu schaffen.
Der Brecht-Schüler und frühere NDR-Fernsehspielchef, Begründer einer »Neuen Hamburgischen Dramaturgie« und Schlüsselfigur einer ebenso rebellischen wie produktiven Umbruchzeit des deutschen Fernsehens in den 60er Jahren, starb in Hamburg im Alter von 79 Jahren.
Auch populäre Stoffe wie »Die Unverbesserlichen« mit Inge Meysel oder »Die Gentlemen bitten zur Kasse« mit Horst Tappert wurden in Monks NDR-Zeit produziert. Fernsehgeschichte schrieben seine fünfteilige Serie »Bauern, Bonzen, Bomben« nach Hans Fallada (NDR 1973), der auch international beachtete Zweiteiler »Die Geschwister Oppermann« nach Lion Feuchtwanger (ZDF 1983) sowie die fünfteilige Serie »Die Bertinis« nach Ralph Giordanos Roman im ZDF 1992. Sein Film »Ein Tag« (1965) über die NS-Konzentrationslager, eines seiner wichtigsten Werke, entsprang Monks gesellschaftspolitischem Credo »Worum man sich nicht kümmert, kann gefährlich werden«.
Der Berliner Arbeitersohn und Luftwaffenhelfer aus dem Wedding hatte gleich nach Kriegsende 1945 als Schauspieler und Regieschüler bei der ostdeutschen Defa in den Filmstudios Babelsberg begonnen, bevor ihn Bertolt Brecht und Helene Weigel 1949 in das Berliner Ensemble aufnahmen. Schon 1950 machte Monk mit seiner ersten eigenständigen Inszenierung von Hauptmanns »Biberpelz« auf sich aufmerksam.
1953 wechselte er in den Westen und arbeitete in den 50er Jahren als Hörspielregisseur beim Sender Rias in West-Berlin, bevor er zum NDR wechselte, um die neugegründete Fernsehspielabteilung aufzubauen. Hier setzte er Maßstäbe für das Nachkriegsfernsehen in Deutschland.
Eine andere Hamburger »Monk-Epoche« verlief dagegen weniger glücklich. Ausgerechnet im unruhigen Jahr 1968 versuchte er sich wenige Monate als Intendant des Deutschen Schauspielhauses in der Nachfolge von Oscar Fritz Schuh. Monks intellektueller Rigorismus verschreckte die hanseatischen Theaterbesucher, zum Beispiel mit seiner eigenwilligen Sicht auf Schillers »Die Räuber« mit Gert Haucke, Ernst Jacobi und Heinz Schubert. Es wurde ein Skandal.

Artikel vom 01.03.2007