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Harter Harke:
»Fußball wird
eingefroren«

TSG-Krisensitzung am Freitag

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Mit seinen launigen Wechselspielen signalisierte der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck im Halbfinale des Handball-Kreispokals der TSG Altenhagen-Heepen gönnerhaft so etwas wie: Nach unseren Siegen in der Meisterschaft könnt Ihr diesmal gewinnen, wenn Ihr wollt! Die TSG wollte wohl nicht, verschmähte die frühzeitig gereichte Hand und verlor völlig unnötigerweise auch das dritte Pflichtspiel gegen den alten Ortsrivalen.

Die Art und Weise, wie das 28:29 zustande kam (wir berichteten gestern), lässt für die restlichen acht Meisterschaftsspiele in der Handball-Oberliga nichts Gutes erahnen. »Wenn wir so weiter spielen, schlagen wir nicht mehr so viele Gegner,« unkt Trainer Jörg Harke. Um den Negativtrend aufzuhalten, ist für den Freitag eine »Aussprache« angesetzt. Harke betitelt das Treffen, an dem auch der Vorstand teilnimmt, anders: »Krisensitzung!« Sein Gefühl ist, dass er die Mannschaft »nicht mehr erreicht. Spieler tun nicht, was angesagt ist, Spielzüge werden nicht zu Ende gespielt.« Gesprächsbedarf ist also vorhanden.
TSG-Chef Heinrich Rödding (»Wir befinden uns nicht in einem Vakuum«), der seiner Enttäuschung kurz nach dem Abpfiff in der Kabine mit markanten Worten Ausdruck verlieh, wird Morgen ans Team appellieren, den Willen neu zu entdecken, das Maximum zu erreichen. Jetzt, wo jeder Druck verschwunden sei, könne »Spaßhandball« gepflegt werden. »Ich würde mir wünschen, dass die Spieler mit der Lockerheit anders umgehen können.«
Nachdem schon gegen Handball Lemgo II eine Chance vertan wurde (Harke: »Mit Volldampf hätten wir die geschlagen«), vergraulte die TSG mit ihrer leidenschaftslosen Pokalvorstellung den eigenen Anhang binnen drei Tagen ein zweites Mal. A-Jugendtrainer Martin Räber bezeichnete die Einstellung gar als »fast vereinsschädigendes Verhalten«. Mit finsterer Miene: »Wenn ich zweimal gegen den TuS 97 verloren habe, dann gehe ich beim dritten Mal mit einem anderen Engagement an die Sache ran. Die spielen gegen eine halbe A-Jugend, aber kriegen es immer noch nicht gebacken.«
Der im Sommer ausscheidende Falk von Hollen bedauert, dass selbst der »zweite Anzug« aus dem Norden nicht in die Schranken verwiesen werden konnte. »Ihr wollt 1 B sein, dann zeigen wir euch, dass Ihr 1 B seid: Diese Austrahlung hat uns gefehlt.«
Torhüter Pascal Welge, noch der Beste seines Teams, wirkte konsterniert. »Ich habe in der A-Jugend nicht ein Spiel gegen Jöllenbeck verloren, und jetzt gleich drei in einer Saison. Das ist ärgerlich.« Für ihn war seine Deckung »zu leise. Wenn ich nichts gesagt habe, war ja Totenstille in der Halle.«
Falk von Hollen gibt unumwunden zu: »Das Pokalspiel war ein Indikator dafür, dass es bei uns nicht rund läuft. Die Mannschaft zeigt im Moment nicht die Kampfbereitschaft, die in ihr steckt.« Womöglich greife der gleiche Mechanismus wie beim TBV Lemgo. »Wenn du als Mannschaft weißt, dass der Trainer nach der Saison nicht mehr zuständig ist, bist du vielleicht nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache.« Im Spiel gegen Spitzenreiter Lemgo hätten »zehn, 15 Prozent gefehlt.« Es sei aber nicht richtig, so von Hollen, die derzeitige Formschwäche nur an Fehlern der Mannschaft fest zu machen. »Es ist auf jeder Ebene etwas nachzuholen.«
Angesichts vermehrt auftretender Undiszipliniertheiten wird Jörg Harke künftig jedenfalls eine deutlich autoritärere Gangart an den Tag legen. »Der Fußball wird erstmal eingefroren. Ich greife jetzt hart durch,« kündigt er an.

Artikel vom 01.03.2007