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»Film ab!« im Traumkino
Nachtschicht: Im Schlaf startet der Körper eine große Aufräumaktion
Immer dieses »Ab ins Bett!«-Gesetz! Die Großen entscheiden, die Kleinen müssen folgen. Punkt.
Keine Widerrede. Doch wer will schon freiwillig ein Drittel seines Lebens verschlafen?
Die Zirbeldrüse, ein kleines Organ im Gehirn, gibt die Antwort: Jeder! Denn wenn wir schlafen, versinken wir nicht einfach stundenlang im Nichts. Es mag nach faulem Ausruhen aussehen, und doch ist der Körper sehr beschäftigt. Am Ende des Tages läutet das »Schlafmittel« Melatonin, das in der Zirbeldrüse ganz automatisch und ohne Eltern-Kommando produziert wird, die unerlässliche Nachtschicht ein. Denn dann wird alles aufgearbeitet, was tagsüber liegengeblieben ist.
Es ist so, als ob ihr endlich einmal in Ruhe euren Schreibtisch aufräumen würdet. Notizzettel werden nach »wichtig« und »unwichtig« sortiert, Vokabeln vom Schmierblatt ordentlich ins Heft übertragen. Schöne Dinge werden sorgsam beiseite gestellt, und auch für Lästiges und Ärgerliches muss ein Platz gefunden werden. So eine Aufräumaktion verlangt das Gehirn jede Nacht, während die Muskeln und Organe sich erholen. Ein Psychologe würde sagen: »Im Schlaf verarbeiten wir all das, was wir gelernt und erlebt haben und was uns beschäftigt.«
Wie das aussieht, davon kann (fast) jeder etwas erzählen. Es sind die Träume, die manchmal bunter und verrückter sind als der teuerste Hollywood-Film. Etwa alle zwei Stunden werden im Hirn die Teile angeknipst, die für Gedächtnis und Gefühle, Gelerntes und Gesehenes zuständig sind. Der Verstand bleibt abgeschaltet. So kann das Gehirn Dinge ausprobieren, die im Wachzustand nicht mögich wären. Film ab fürs Traumkino! Auf dieser Leinwand wurde auch schon manch guter Einfall für den nächsten Tag gezeigt.
Sollen die Erwachsenen nach dem Erlass des »Ab ins Bett!«-Gesetzes doch selbst ruhig noch fernsehen. Schlafen ist auch spannend! Margit Brand

Artikel vom 10.03.2007