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Lange Liste von Sexverbrechen

Mitjas mutmaßlicher Mörder schon fünf Mal wegen Missbrauchs verurteilt

Leipzig (dpa). Fünf Tage nach dem Tod des neunjährigen Mitja aus Leipzig ist sein Mörder immer noch nicht gefasst.

Während die Polizei gestern mit mehr als 150 Beamten und einer Reiterstaffel die Suche nach dem mutmaßlichen Täter fortsetzte, bestätigte die Staatsanwaltschaft Details über Uwe Kolbigs Vergangenheit: Der 43-Jährige war zwischen 1981 und 1998 bereits fünf Mal wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden. In fast regelmäßigen Abständen (1981, 1985, 1989, 1998) saß Kolbig nach Angaben der Staatsanwaltschaft Haftstrafen ab. 1983 wurde eine sechsmonatige Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Er war auch schon in psychiatrischer Behandlung.
Nach seiner letzten Haftentlassung im Jahr 2000 bekam der Mann für fünf Jahre einen Bewährungshelfer zur Seite gestellt. Ihm wurde laut Staatsanwaltschaft auch die Teilnahme an einer ambulanten Sexualtherapie auferlegt. Außerdem musste sich Kolbig einer Selbsthilfegruppe für suchtkranke Menschen anschließen, da er die Tat unter erheblichem Alkoholeinfluss begangen hatte. Diese Anordnung wurde 2004 nach einer Stellungnahme des Therapeuten aufgehoben.
Die Suche nach Uwe Kolbig wurde gestern auf den gesamten Raum nördlich von Leipzig ausgedehnt. Die Polizei schloss nicht aus, dass sich der Gesuchte auf der Flucht das Leben genommen hat. Der Tatverdächtige soll Mitja am vergangenen Donnerstag sexuell missbraucht und erstickt haben. Die Leiche war - wie berichtet - am Samstag in Uwe Kolbigs Laube nahe Leipzig gefunden worden.
Die Ermittlungsbehörden hatten bisher nur eine Vorstrafe des Mannes angegeben. Warum sie zunächst nichts von den weiteren Vorstrafen wussten, war unklar. Nach Angaben des sächsischen Justizministeriums sind die Delikte aus DDR-Zeiten im Bundeszentralregister vermerkt. Ein Abgleich des Namens hätte dies angezeigt, sagte ein Sprecher. Die Staatsanwaltschaft sagte, dass die Fälle vor der Wende für die aktuellen Ermittlungen nicht relevant seien. Kolbig sei auf Grund seiner letzten Verurteilung von 1998 bereits bei den Überprüfungen von gut 240 Triebtätern in Leipzig und Schkeuditz am Wochenende als möglicher Täter ermittelt worden.
Der mutmaßliche Mörder von Mitja soll auch mittels eines genetischen Fingerabdrucks überführt werden. »Der gesuchte Uwe Kolbig ist im DNA-Bundesregister registriert. Der Abgleich mit den am Leichnam gesicherten Spuren steht noch aus«, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ricardo Schulz. Die Auswertung der DNA sei aber noch nicht abgeschlossen. Kolbigs Genmaterial liegt seit seinem bisher letzten bekannten Kindesmissbrauch im Jahr 1998 vor. Die Untersuchungsergebnisse der an der Leiche gefundenen Gewebereste seien erst in vier Wochen zu erwarten.

Artikel vom 28.02.2007