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Liebe auf den
zweiten Blick

Eilhoff mit Koblenz gegen Paderborn

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Er muss sich vorkommen wie in einer anderen Welt. In sechs Profijahren bei Arminia Bielefeld hütete Dennis Eilhoff lediglich fünf Mal das Bundesligator (drei Mal zweite, zwei Mal erste Liga). Diese Marke hat er jetzt in nur gut einem Monat übertroffen. Seit Beginn der Rückrunde steht Eilhoff bei Zweitliga-Aufsteiger TuS Koblenz zwischen den Pfosten, das bevorstehende Duell mit dem SC Paderborn 07 wird sein siebtes Spiel in Folge.

Und ein ganz besonderes: Bevor er 1996 als C-Jugendlicher nach Bielefeld kam, spielte der heute 24-Jährige für den Delbrücker SC und den TuS Paderborn-Neuhaus. »Ich bin ein Paderborner Junge. Wir schaffen den Klassenerhalt auf jeden Fall und dem SCP wünsche ich das natürlich auch. Aber sie werden sich die Punkte woanders holen müssen, nicht bei uns«, blickt Eilhoff auf diesen Sonntag.
Seine Familie lebt in Delbrück, seine Freundin Jeannette im benachbarten Rietberg im Kreis Gütersloh. Einmal in der Woche fährt Eilhoff von seinem Wohnort Montabaur nach Ostwestfalen, seine sportliche Heimat liegt seit vergangenem Sommer da, wo Rhein und Mosel zusammenfließen. »In Bielefeld ist Kapitän Mathias Hain als Nummer 1 gesetzt und hat einen Vertrag bis 2008. Ich wollte nicht mehr warten und endlich spielen. In Koblenz standen meine Chancen 50:50«, schildert er die Beweggründe seines Wechsels.
Doch es war Liebe erst auf den zweiten Blick zwischen der TuS, ihrem Trainer Milan Sasic und dem jungen Keeper. Einen Bonus gab es für den Neuen nicht, den hatte Aufstiegsheld Michael Gurski. Als Eilhoff eine Woche vor Saisonstart auch noch von einer Sommergrippe erwischt wurde, stand Gurski in Duisburg im Tor und blieb dort während der gesamten Hinrunde. »Es lief ordentlich, da hatte der Trainer keinen Grund, etwas zu verändern. Aber gewurmt hat es mich schon, das hatte ich mir ganz anders vorgestellt«, gibt Eilhoff heute zu.
Doch es kam noch schlimmer. Ende Oktober erlitt er im Training einen Bruch des Jochbeinbogens, nach einer Negativserie zum Ende der Hinrunde (sechs Partien ohne Sieg, vier Niederlagen in Folge) verpflichtete Koblenz in der Winterpause in Djordje Pantic gar einen zusätzlichen Torhüter: »Ich bin praktisch als Nummer 3 ins Trainingslager in die Türkei gefahren, schlechter hätten die Voraussetzungen eigentlich nicht sein können.«
Doch Eilhoff sagte sich »jetzt erst recht« und kämpfte sich von einem scheinbaren Tribünenplatz auf den Rasen. Seine Quote stimmt: Der Neuling verlor mit Eilhoff nur ein Mal, sammelte neun Punkte und er hielt seinen Kasten drei Mal hintereinander sauber. So kann es weitergehen, über die neue Saison macht er sich noch keine Gedanken: »Ich möchte mit Koblenz den Klassenerhalt schaffen, alles weitere wird sich im April oder Mai entscheiden.«
Am 30. Juni dieses Jahres läuft das Leihgeschäft zwischen Bielefeld und Koblenz aus, sein Kontrakt bei Arminia endet erst 2009. »Ich möchte dorthin, wo ich eine reelle Chance habe zu spielen«, erklärt Eilhoff, macht aber aus seiner Liebe zu Arminia keinen Hehl: »Ich kenne diesen Verein aus dem Effeff und es ist nach wie vor mein größter Wunsch, irgendwann dort die Nummer 1 zu sein.« Dann wäre er wieder in seiner Welt angekommen.

Artikel vom 03.03.2007