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Plakette macht den Unterschied

Kfz-Innung informiert über Feinstaubverordnung und Filternachrüstung

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Grün steht für freie Fahrt«, sagt Obermeister Rüdiger Schlomm. Das gilt auch für die saubersten Personenwagen. Die bekommen künftig eine grüne Plakette. Vom 1. März an gilt in Bielefeld die Feinstaubplakette. Kein Muss, aber dringend empfohlen. Schlomm: »Ohne Plakette kann es im Ernstfall teuer werden oder nicht mehr weiter gehen.«

Umweltzonen kennen die Bielefelder bislang einzig aus dem Urlaub in Südtirol. Dort werden schon seit geraumer Zeit, in Umsetzung der EU-Richtlinie von 1999, Innenstädte in Sachen Luftbelastung gesperrt. Vom 1. März an gilt die so genannte Feinstaub-Plakette auch in Bielefeld. Ostwestfalens Oberzentrum lag laut Messprotokollen des Bundesministeriums für Umwelt (BMU) ebenfalls an 19 Tagen in Sachen Feinstaub über dem Grenzwert. Der darf im Jahresmittel nicht über 40 Mikrogramm Partikeln pro Kubikmeter Luft liegen, an maximal 35 Tagen 50 Mikrogramm übersteigen. Darüber werden dann von den jeweiligen Kommunen Maßnahmen wie Fahrverbote oder Sperrungen einzelner Stadtviertel gefordert.
Für freie Fahrt braucht der Autofahrer vorn links in der Windschutzscheibe eine Feinstaubplakette. Die saubersten Wagen bekommen eine grüne Plakette, gefolgt von gelb und rot. Der Rest der »Stinker« unterhalb von Euro 2 bekommt gar keine Plakette. Die Plaketten, sie sind an das Fahrzeug gekoppelt und gelten ein ganzes Autoleben lang, gibt es in nahezu allen 106 Bielefelder Kfz-Meisterbetrieben, die als AU-Betriebe anerkannt sind. Ausgenommen von der Plakettenpflicht sind Mofas und Motorräder, Arbeitsmaschinen, Kranken- und Arztwagen oder Wagen von Schwerbehinderten. Wer ohne Plakette in Umweltzonen angetroffen wird, zahlt 40 Euro und bekommt einen Punkt in Flensburg. Die Kosten für eine Plakette, betont Rüdiger Schlomm, liegen zwischen fünf und zehn Euro - einmalig.
Trotz Inkrafttreten der Plakettenverordnung wird es nach Einschätzung von Jochen Häger keinen Ansturm auf Werkstätten und Prüforganisationen geben. Der Pressesprecher der Kfz-Innung rechnet eher mit einem fließenden Prozess bis zum jeweils nächsten TüV-Termin des Autos. Schließlich sind Werkstattbesuche zwischen den Prüfterminen für immer mehr Autos die Ausnahme. Häger: »Das durchschnittliche Lebensalter der Pkw liegt bei acht Jahren. Viele liegen also auch deutlich drüber. Technische Mängel sind an der Tagesordnung, insbesondere an Reifen, Bremsen und Fahrwerk.«
Welch Auftrags-Potenzial laut Kfz-Branche im deutschen Fuhrpark steckt, verdeutlicht Häger mit anderen Zahlen. Insgesamt 45 Millionen Pkw sind unterwegs, davon sind allein zehn Millionen Diesel-Wagen mit einem Rußpartikelfilter nachrüstbar. Die entsprechende Förderung mit 330 Euro soll im April in Kraft treten. Dann wird auch die Strafsteuer von 1,20 Euro pro 100 Kubikzentimeter Hubraum und Jahr bei Stinkern ohne Filter fällig. Mit der steuerlichen Förderung kommt etwa die Hälfte der Nachrüstkosten wieder zurück. Nachrüsten lohnt sich - allein schon für die Umwelt, unterstreicht die Bielefelder Innung. Schlomm: »Die Zahl der nachrüstbaren Wagen wächst stetig. Hersteller und Zulieferer arbeiten auf Hochtouren.« Übrigens: Das WESTFALEN-BLATT verlost gerade zusammen mit Bosch-Haberkorn und Filter-Hersteller HJS eine Dieselnachrüstung unter seinen Lesern.

Artikel vom 28.02.2007