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Die vergessene »Frau Bertelsmann«

In einem Spielfilm über das Leben Reinhard Mohns taucht seine erste Ehefrau nicht auf

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). »33 Jahre lang war ich mit ihm verheiratet. Wie ich höre, hat es mich nie gegeben. Mein Name wurde einfach gelöscht.« Die Frau, die das sagt, heißt Magdalene Mohn. Die heute 83-Jährige ist aber nicht verbittert. Auch wenn sie in einem Spielfilm über das Leben von Reinhard Mohn mit keiner Silbe erwähnt wird.

Mit Charme und Charisma, mit Klugheit und Durchsetzungsvermögen schaffte er den Weg nach ganz oben. Er wurde zum Mythos und zur ewigen Galionsfigur des Bertelsmann-Imperiums. Zu seinem 85. Geburtstag schenkte der Vorstand dem Bertelsmann-Patriarchen einen Film. Und der wurde jetzt exklusiv 500 Mitarbeitern und der Presse in dem kleinen Gütersloher Kino »Bambi« gezeigt. Fotos? - Streng verboten!
Der Film »Reinhard Mohn - es müssen mehr Köpfe ans Denken kommen« ist eigentlich Privatsache. Er zeigt wichtige Stationen im Leben von Reinhard Mohn und besteht laut Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG, als »Doku-Fiction« aus verschiedenen Interviews, historischen Bildern und einigen szenischen Passagen. Immerhin handelt es sich um ein Geburtstagsgeschenk, das jetzt doch öffentlich gemacht wurde.
In dem 60-minütigen Streifen geben nicht der preisgekrönte Regisseur Roland Suso Richter (»Dresden«, »Der Tunnel«) oder die Drehbuchautorin Andrea Stoll (»Ich habe mehr als zehn Stunden Interviews geführt«) den Ton an, sondern Reinhard Mohn persönlich. Er selber, sagte Gunter Thielen vor der Mitarbeiter-Premiere, habe die Szenen bestimmt und ausgesucht. Man sei auch ein wenig stolz, dass ein so erfolgreicher und berühmter deutscher Schauspieler wie Sebastian Koch (»Das Leben der Anderen«) an diesem Projekt mitgewirkt habe. Koch spiele Reinhard Mohn so überzeugend und authentisch, weil er aufgrund seiner Gespräche mit ihm, sich in seine Gedankenführung hineinversetzen konnte. Stimmt. Koch hat »Stauffenberg« gespielt, und auch Albert Speer in »Der Untergang«. Er versteht es ausgezeichnet, Figuren der jüngeren Zeitgeschichte zu verkörpern.
So mancher »Kino-Gänger« war trotzdem ein wenig enttäuscht, fehlten ihm doch wichtige Personen, die Bertelsmann mit geprägt haben. Da ist beispielsweise der im April 2002 verstorbene Manfred Köhnlechner, der von 1957 bis 1970 Generalbevöllmächtigter des Konzerns war. Er wurde nicht erwähnt. Oder Mark Wössner, einst laut Reinhard Mohn »der beste Mitarbeiter, den ich jemals hatte«. Immerhin war Wössner 17 Jahre lang Vorstandsvorsitzender. Sein Name kam nur am Rand vor, abenso wie »Kurz«-Konzernchef Thomas Middelhoff. Absicht? »Der Film greift wichtige Momente im Leben des Nachkriegsgründers von Bertelsmann auf, die aus seiner Sicht eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Unternehmens hatten. Wir hatten mit diesem Projekt nicht den Anspruch, das gesamte Leben Mohns minutiös abzubilden oder nachzuzeichnen«, sagt Gunter Thielen. Auch die Familiengeschichte wird geschildert: Mohn erinnert sich, wie er seine Frau Liz kennenlernte. Seine erste Ehefrau Magdalene spielt keine Rolle. Magdalene Mohn zum WESTFALEN-BLATT: »Mich hat es nie gegeben. Man sagte mir, dass es sogar kein Foto mehr von mir in den Archiven gibt. Warum?«

Artikel vom 28.02.2007