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Immer vorwärts auf der Rundschiene

Der erfolgreiche Sondermaschinenbauer Strothmann GmbH - China ist ein wichtiger Abnehmer

Von Bernd Steinbacher
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Alles mit einer größeren Stückzahl als Eins ist für uns schon eine Serie«, meint Michael Spiegel, Geschäftsführer der Wilfried Strothmann GmbH, scherzend. Das Unternehmen mit Sitz in Schloß Holte-Stukenbrock fertigt Sondermaschinen, unter anderem für die Automobilindustrie.

Durch den Einsatz von Strothmann-Entwicklungen wird die Produktion immer weiter automatisiert. Zweites Standbein ist das patentierte Rundschienen-System, mit dessen Hilfe schwere Lasten einfach transportiert werden können. Der Rollwiderstand ist minimal, ein Mann kann zehn Tonnen Gewicht schieben. Darauf aufbauend bietet das Unternehmen ganze Systeme für die Fließfertigung an. Wagen, die auf den Spezialschienen laufen, transportieren bis zu 80 Tonnen Gewicht.
Strothmann ist gut im Geschäft und hat einen Namen in der Automatisierungsbranche. Einer der wichtigsten Hauptkunden aus der Automobilbranche ist BMW. Dass dort Spitzenfahrzeuge gebaut werden, wissen auch Führungskräfte aus China. So dauerte es nicht lange, bis auch aus China Interesse an Strothmann-Anlagen signalisiert wurde: Die Automatisierungsanlage für eine Pressenlinie des Autobauers Chery aus der Stadt Wuhu ist ein Millionenauftrag mit Aussicht auf Folgegeschäfte.
Wie hart der Wettbewerb ist, wird an diesem Auftrag ebenfalls deutlich. Im chinesischen Werk werden parallel zur Strothmann-Anlage Robotersysteme einer italienischen Firma eingesetzt. »Die Aufgaben sind gleich. Teile für die Außenhaut eines Autos müssen transportiert werden«, erklärt Derek Clark, Vertriebsleiter und Prokurist bei Strothmann. »Unsere Anlage ist etwas teurer, doch können damit in kürzerer Zeit mehr Bleche transportiert werden.«
Eine lineare Bewegung, wie beim so genannten Feeder der Strothmann-Anlage, ist immer schneller als eine Bewegung eines Knickarmroboters. »Wir versuchen deshalb, die Schnelligkeit beim Feeder und die Flexibilität eines Roboters noch enger zu verknüpfen«, sagt Clark. Das sind Aufgaben für die Ingenieure. »Innovationen können aber nur von starken Unternehmen kommen«, betont Geschäftsführer Spiegel. Die Entwicklungskosten seien nicht unerheblich.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investiert das Unternehmen jetzt erneut in den Maschinenpark der eigenen Fertigung. 400 000 Euro kostet diese Erweiterung. Neben dem Einsatz hochmoderner Maschinen, setzt das Unternehmen auch auf die Zusammenarbeit mit Hochschulen. Gemeinsam mit der Universität Bremen und im Auftrag der Deutschen Post wurde von 2005 an ein Paketroboter entwickelt. Dieser Roboter kann standardisierte Container selbstständig entladen. 2006 wurde dieser Spezialroboter auf der Messe »Automatica« vorgestellt. »Das System ist marktreif, allerdings soll die Steuerung noch verbessert werden«, sagt Clark. Hier wird mit der Fachhochschule Bielefeld zusammengearbeitet.
Laut Firmenangaben steht das Unternehmen gesund da. Auszubildende ergänzen den Stamm der hoch qualifizierten Mitarbeiter, die gute Auftragslage lässt einen Umsatz mindestens in Höhe des Vorjahresergebnisses erwarten.
Neben dem chinesischen Markt haben die »Stroth-männer« neuerdings auch Indien verstärkt im Blick. »Das Land liegt bei der Automatisierung im Vergleich mit China zehn Jahre zurück«, schätzt Derek Clark. Zu Tata Motors, einem Großkonzern, der unter anderem Lastkraftwagen baut, habe das Unternehmen schon Kontakte geknüpft - dort gebe es in Zukunft ein Riesenpotenzial.

Artikel vom 17.03.2007