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Langatmiger Mix aus
Gefühl und alten Filmen

»The Good German« enttäuschte die Kritiker

Mit dem Film »The Good German« versucht sich Regisseur Steven Soderbergh (»Sex, Lügen und Video«) an einem gefühlsbetonten Thriller im Stil von Kino-Klassikern wie »Casablanca« und »Der dritte Mann«.

Der unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges im zerbombten Berlin spielende Krimi um Nazi-Verbrecher, Nazi-Opfer und Nazi-Jäger lockt mit Stars wie Cate Blanchett und George Clooney in den Hauptrollen. Cate Blanchett verkörpert eine deutsche Jüdin, die ein düsteres Geheimnis belastet, das schließlich auch die Liebe zu einem von Clooney gespielten US-Journalisten zerstört.
Ein Happy-end erscheint undenkbar. Am Ende stehen sich die beiden wie einst Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in »Casablanca« auf einem Flughafen gegenüber, aber das Finale und die ganze Story kranken daran, dass Bogey und die Bergman nicht mitspielen.
Seine Europapremiere hatte der Film während der a Filmfestspiele Berlin. Nach der einhelligen Ablehnung, die »The Good German« in den USA erlebt hat, hoffte Soderbergh in Berlin auf ein anderes Echo: »Mal sehen, ob wir dennoch Erfolg haben. Vielleicht bekommen wir ja in Europa Kritiken mit mehr Sympathien für unsere Arbeit.« Doch auch hier kam der Film weder beim Publikum noch bei der Kritik an.
Soderberghs in Schwarz-weiß gedrehtes Werk voller historischer Dokumentaraufnahmen ist wenig mehr als ein langatmiger Mix aus Sentimentalität und Klischees des beginnenden Kalten Krieges in der Vier-Sektoren- Stadt Berlin. Die vor dem Hintergrund der Potsdamer Konferenz angesiedelte Story um Mord, Menschenschmuggel und Moral ist einerseits zu unübersichtlich, andererseits zu manieriert inszeniert, als dass sie fesseln könnte.
Daran ändern auch Cate Blanchett (passabel) und George Clooney (erschreckend schwach) nichts. Soderbergh hatte sie aufgefordert, »ganz äußerlich, sehr groß zu spielen«. Sie haben sich daran gehalten und wirken nun hölzern, grob, angestrengt. Überzeugende Figuren entwickeln sie nicht.
Soderbergh sagte in Berlin: »Die Filmstars der 40er Jahre spielten alle nur äußerlich und überzogen.« Nach Ansicht von Kritikern verdankte Ingrid Bergman ihren Erfolg aber gerade der Tatsache, dass sie eine neue Natürlichkeit auf die Leinwand zauberte. Gefragt, warum er den Film im Stil des alten Hollywood inszeniert habe, antwortete Soderbergh: »Ich finde das reizvoll und für die Geschichte genau richtig.«

Artikel vom 01.03.2007