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Das Besondere in jedem
Einzelnen hervorholen

Diakon Dieter Thane prägte die Werkstatt »Spielkiste«

Bethel (WB/-er). Im Dienst trug Diakon Dieter Thane (66) häufig eine blaue Schürze. Die hat der langjährige Leiter der Bethel-Werkstatt »Spielkiste« jetzt mit Eintritt in den Ruhestand abgelegt.

50 Jahre Einsatz in Bethel, davon 35 Jahre in der »Spielkiste«. Und Diakon Thane wird die Einrichtung im Haus Alt-Ebenezer am Kantensiek nicht aus dem Blick verlieren, weil er gleich nebenan wohnt. In 35 Jahren hat er die »Spielkiste« sehr geprägt. Viele der Spielzeuge, die dort von behinderten Mitarbeitern angefertigt werden, hat er entworfen. Anregungen dazu brachte der reiselustige Diakon aus aller Welt mit.
Doch dann galt es, die Idee so umzusetzen, dass die Mitarbeiter sie bewältigen konnten und ein ansprechendes Produkt dabei herauskam. Diakon Dieter Thane ist überzeugt: »Jeder Mensch kann etwas besonders gut.« Und dieses Können wollte er entdecken und fördern, um das Selbstvertrauen des Einzelnen zu stärken.
Mit Freude sieht er eine Entwicklung bei den Mitarbeitern. Verließen psychisch kranke Menschen früher die Werkstatt, wenn Kunden kamen, so sind heute viele Mitarbeiter stolz auf ihre Arbeit an den selbsthergestellten Produkte. Ohne Angst oder Scheu präsentieren sie ihre Arbeiten. »Das ist Öffentlichkeitsarbeit im besten Sinne«, betont Thane.
Den Beruf des Diakons hatte der gebürtige Ostwestfale, der in Wattenscheid aufgewachsen ist, schon frühzeitig angepeilt. Er begann zwar, wie viele seines Jahrgangs, mit 14 Jahren eine Lehre zum Bergmann. Doch drei Jahre später, er war »Bergknappe« geworden, teilte er dem Ausbilder seinen Entschluss mit. »Der ging richtig unter die Decke. Ich sehe ihn heute noch toben.«
So stellte sich Dieter Thane als junger Mann im Bruderhaus Nazareth vor. An die Gemeinschaft seines Ausbildungsjahrgangs erinnert er sich gerne. Die ersten Jahre arbeitete der junge Diakon dann als Krankenpfleger in verschiedenen Einrichtungen der von Bodelschwinghschen Anstalten und im Ev. Johanneskrankenhaus in Schildesche.
Als beim therapeutischen Puppentheater eine Stelle frei wurde, bewarb er sich. Und von dort zur Werkstatt war es nur ein Schritt, denn die Spielpuppen wurden von der Gruppe selbst hergestellt. Eine Werkstatt, die gleichzeitig Treffpunkt sein könnte - das war Thanes Traum. Als die im Haus Alt-Ebenezer untergebrachte Handweberei dann auszog, wurde die »Spielkiste« aus der Taufe gehoben.
Für seine neue Lebensphase will Thane nicht nur Ruhe suchen, sondern auch neue Abenteuer. Die wird er im ungarischen Sajosenye finden, wo er bereits therapeutische Einrichtungen der Behindertenhilfe unterstützt. »Da muss ich wieder ganz von vorne anfangen und viel improvisieren - das wird spannend«, meint der 66-Jährige unternehmungsslustig.

Artikel vom 27.02.2007