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Familiendrama: Mutter
mit Messer erstochen

Täter tötete 25-Jährige offenbar vor Augen des Sohnes

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Ist Nadine M. (25) wegen eines Sorgerechtsstreites um ihren Sohn gestern im Haus Mecklenburger Straße 19 vor den Augen des Zweijährigen erstochen worden? Das ist zurzeit eine von vielen Fragen, die die zehn Ermittler von der Mordkommission »Treppe« und Staatsanwalt Klaus Metzler nun klären müssen.

Wie Nachbarn von der Mecklenburger Straße berichteten, sei Nadine M. erst Mitte Februar in die angemietete Dachgeschosswohnung in Altenhagen eingezogen. Dort habe sie mit ihrem Sohn alleine gelebt. Aus dem Umfeld des Opfers verlautete, die 25-Jährige sei vor Wochen mit ihrem Sohn aus ihrer alten Wohnung in der Innenstadt geflohen und habe sich versteckt. Damit habe die Frau den Bedrohungen ihres ehemaligen Lebensgefährten entgehen wollen. Nachdem vor kurzem das Amtsgericht der Mutter das Sorgerecht für den Zweijährigen zugesprochen habe, habe sie gehofft, an der Mecklenburger Straße 19 in Ruhe leben zu können.
Gestern gegen 7.40 Uhr hatte Nachbarin Katherina S. (23) die blutüberströmte Leiche von Nadine M. gefunden. Die Angestellte eines Großhandels wollte zur Arbeit und sah die Tote im Flur vor der Ausgangstür des Sieben-Familien-Hauses der BGW liegen. Über Notruf 112 alarmierte Katherina S. den Rettungsdienst. Bis zum Eintreffen von Polizei und Feuerwehr betreute sie außerdem den Zweijährigen, der zurück zur Dachgeschosswohnung der erstochenen Mutter gelaufen war. Offenbar hatte der Täter Nadine M. abgefangen, als sie ihren Sohn zum Kindergarten bringen wollte.
Staatsanwalt Metzler bestätigte, dass die junge Mutter nach mehreren Stichen in den Oberkörper noch vor Eintreffen des Notarztes verblutet war. Tatort sei das Treppenhaus am Ausgang des dreistöckigen Gebäudes an der Mecklenburger Straße 19 gewesen. Zeugen für den tödlichen Messerangriff zwischen 7 und 7.40 Uhr gebe es bislang nicht.
Auch von der Tatwaffe fehlt jede Spur. Ordnungshüter von der Einsatzhundertschaft hatten gestern Vormittag das Gelände rund um das Haus Mecklenburger Straße 19 noch einmal nach der Waffe abgesucht - ohne Ergebnis.
Der ehemalige Lebensgefährte der Erstochenen, leiblicher Vater des zweijährigen Sohnes von Nadine M., war gestern im Rahmen der Fahndung von einer Streife an der Bushaltestelle an der Ecke Brockhagener-/Steinhagener Straße in Ummeln gesichtet worden. Nach seiner Festnahme wurde der polizeibekannte Mann in das Polizeipräsidium gebracht und dort gestern Abend verhört. Ob er der Täter ist, konnten weder Staatsanwalt Klaus Metzler noch der Leiter der Mordkommission vom Kommissariat 11, Kriminalhauptkommissar Ralf Gelhot, bestätigen.
Nach dem Leichenfund in Altenhagen hatten gestern von 8.55 Uhr an Elitepolizisten der Spezialeinheiten das Haus Mecklenburger Straße 19 nach dem Messerstecher durchkämmt. Als weder in der Dachgeschosswohnung der Toten noch im Keller ein Verdächtiger gefunden worden war, stürmte das SEK den Wohnsitz des Ex-Lebensgefährten. Im Haus an der Weißenburger Straße hielt er sich nicht auf. Seine Nachbarn wurden am Nachmittag vernommen.
Der Sohn der Toten war gestern Vormittag von Notfallbegleitern in Sicherheit gebracht und dem Jugendamt übergeben worden. Vermutlich hatte der Zweijährige die Messerstiche auf seine Mutter miterlebt. Das Jugendamt habe das Kleinkind an einem neutralen Ort untergebracht, sagte Hauptkommissar Gelhot: »Der Junge ist möglicherweise traumatisiert und braucht einen Schutzraum.«

Artikel vom 28.02.2007