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Ein Adler fliegt
durch die Liga

Leverkusens Torwart der Zukunft

Gelsenkirchen (WB/klü). Leverkusens Nummer 1 kassierte »Rot« - und muss schwarz sehen. Denn Hans-Jörg Butt, seit 2001 Schlussmann des Fußball-Bundesligisten, hat mit der Nummer 22 einen Konkurrenten bekommen.

Der Adler flog ein - und vielleicht an dem gesperrten Stammspieler vorbei. Butts Stellvertreter Rene Adler (22) zeigte bei seiner Oberhaus-Premiere eine Weltklasse-Leistung. Trainer Michael Skibbe lobte ihn: »Rene hat den 1:0-Sieg gegen Schalke festgehalten. Der Junge ist ein großes Talent, ein Torwart der Zukunft.«
Wenn die nicht schon begonnen hat. Denn der Coach steht jetzt vor einer schweren Entscheidung: Wen soll er am Samstag gegen Stuttgart nominieren? Adler? Oder doch wieder den 32-Jährigen Routinier Butt? Skibbe tut so, als sei das ein Luxusproblem: »Es ist doch erfreulich, dass ich zwei so tolle Leute in meinem Kader habe.«
Aber in Leverkusen kennen sie natürlich auch das drohende Torwart-Theater, das immer dann zur Aufführung kommt, wenn zwei fast gleichwertige Kräfte um den einen Platz kämpfen. Fragt nach bei Jürgen Klinsmann, Oliver Kahn und Jens Lehmann. Sogar auf höchster Ball-Ebene war der Pfosten-Posten ein heißes Thema.
Adler blieb nach seinem ersten Einsatz jedoch ganz kühl: »Ich freue mich natürlich, dass ich der Mannschaft helfen durfte. Aber ich kann und werde nichts fordern. Der Trainer entscheidet.«
Für den Torwart haben sich die Bayer-Bosse schon vor sieben Jahren entschieden, damals holten sie Adler vom VfB Leipzig. Der junge Mann durchlief alle DFB-Nachwuchs-Nationalteams, hatte sogar lukrative Angebote von Manchester United und FC Arsenal auf dem Tisch - verlängerte aber vor Kurzem bis 2009 in Leverkusen: »Hier fühle ich mich sehr wohl.«
Das liegt vor allem am Torwart-Trainer des Werksvereins. Rüdiger Vollborn (43) ist nicht nur der strenge Chef, sondern auch sein netter Gastvater. Adler wohnt bei dem ehemaligen Schlussmann, der 401 Bundesliga-Spiele für Bayer absolvierte und der ihm zuletzt in schweren Zeiten Mut zusprach. Denn eine schwere Rippenverletzung zwang ihn zu einer acht Monate langen Pause. Es drohte das Karriereende. Jetzt fliegt der Adler wieder - und wie.

Artikel vom 27.02.2007