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Jan Ullrichs Rücktritt

Die letzte Etappe folgt noch


Jan Ullrich hatte gestern etwas zu sagen, Antworten geben wollte er nicht. Fragen waren tabu, als der 33 Jahre alte Radprofi seinen Rücktritt verkündete. Sie hätten ihn vielleicht auch mehr in Bedrängnis gebracht als der Tourmalet an einem windigen Pyrenäen-Tag. Aber die letzte Etappe muss Ullrich trotzdem noch fahren. Die Karriere ist vorbei, die Doping-Ermittlungen sind es noch nicht. Und zu einer Aufklärung soll der Fall noch kommen, auch wenn der unter Verdacht stehende Athlet für immer vom Velo gestiegen ist.
Ullrich hat gestern seine Unschuld beteuert und die öffentliche Einordnung seiner Person mit der eines Schwerverbrechers verglichen. Das ist ein harter Vorwurf, zumal er selbst nie seine Entlastung forcierte, als die Indizienkette gegen ihn schon ziemlich hochtourig drehte. Stattdessen radelte Ullrich lieber auf Zeit, das konnte er schon immer am besten.
In seinem schwersten Rennen wählte der einstige Speichen-Star Verzögern und Abblocken als Taktik, fehl geleitet wohl auch von den Teamchefs in seinem Umfeld. Nun ist es zu Ende. Aber es steht noch nicht fest, ob es ein gutes Ende nimmt. Sollte Ullrich posthum überführt werden, geht es um ein Doppel-Delikt: Betrug und Selbstbetrug.
Er wäre nicht der erste Sport-Star, der sich beim Zusammenzimmern eigener Wahrheiten im Fantasialand bedient. Was immer jetzt noch passiert: Ein besserer Abgang wäre auch Jan Ullrich zu wünschen gewesen. Friedrich-Wilhelm Kröger

Artikel vom 27.02.2007