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Wir sind nicht gesünder als unsere Nachbarn

Überflüssige Katheter-Untersuchungsplätze sind Verschwendung von Kassenbeiträgen


Zu dem Beitrag »Mehr Katheter-Labors in OWL«:
Wieder einmal glaubt offenbar die Mehrheit der Mediziner, durch Quantität zur Qualität zu gelangen. Bedauerlicherweise ist dies aber bei den Herzkatheter-Untersuchungen nach Meinung führender Kardiologen möglicherweise ein Irrtum.
Denn durch inflationäre Anwendung der speziellen Untersuchungstechnik wird der Nutzen der Untersuchung für die Patienten nicht größer.
In Deutschland werden rund doppelt so viele Herzkatheter-Untersuchungen wie im benachbarten Ausland durchgeführt, wir sind deshalb aber nicht gesünder als unsere Nachbarn. Die möglichen Nebenwirkungen und Risiken der Untersuchungen sind allen Ärzten bekannt: Während der Prozedur kann sich im schlimmsten Fall ein Schlaganfall oder sogar ein Herzinfarkt einstellen.
Mit zunehmenden Untersuchungen wird ebenfalls die Zahl der Manipulationen an den Herzkranzgefäßen zunehmen, beim Einlegen eines Stents in ein Herzkranzgefäß besteht aber immer die Gefahr eines erneuten Verschlusses, da diese Gefäßstütze einen Fremdkörper darstellt. Große internationale Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Art der Behandlung viel zu oft durchgeführt wird.
Die Situation, speziell auch in den Kreisen Höxter und Holzminden, wird daher zumal angesichts des jetzt zusätzlich geplanten Herzkatheterlabors im St. Ansgar-Krankenhaus Höxter für uns als niedergelassene Allgemeinmediziner und Internisten geradezu besorgniserregend, weil nur zehn Kilometer weiter, in Holzminden, zwei unabhängige Kardiologen Katheter-Untersuchungen vornehmen können.
Nebenbei bemerkt stellt die Einrichtung überflüssiger Katheter-Untersuchungsplätze eine erhebliche Verschwendung von Krankenkassenbeiträgen und Steuergeldern dar, bei der ohnehin schon bis aufs Äußerste angespannten finanziellen Situation im Gesundheitswesen.
DR. MED. MEINOLF ROSSArzt für Allgemeinmedizin und weitere Unterzeichner37696 Marienmünster

Artikel vom 01.03.2007