09.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Anleitung im Fernsehen

Kleinkinder mit Mord und Totschlag gefüttert


Zum Thema Jugend und Gewalt:
Für die heutige Zunahme der Jugendkriminalität lassen sich viele Gründe nennen. Ein erheblicher Teil dieser kriminellen Taten wird von »Erlebnistätern« verübt. Diese Jugendlichen leiden häufig an Minderwertigkeitskomplexen, sie streben nach Anerkennung, doch wenn ihnen diese versagt bleibt, lenken sie die Aufmerksamkeit anderer auf sich. Unterstützt durch viele Medien verschaffen sie sich Beachtung in der Öffentlichkeit.
Je mehr über ihre Untaten berichtet wird, desto größer ihre Befriedigung und ihr Stolz, dabei spielen das Risiko und die gesetzlichen Folge keine Rolle. Die Anleitungen zu ihrem Tun liefert das Fernsehen in Hülle und Fülle. Wer schon im zarten Alter von drei und vier Jahren mit Mord und Totschlag aus dem Fernsehen gefüttert wird, für den ist ein Mord oder ein Raubüberfall normaler Alltag, die Hemmschwelle wird abgebaut.
Auch der Sprachgebrauch sollte sorgfältig überdacht werden. So ist es sträflicher Leichtsinn, wenn Politiker und Reporter von einer »neuen Qualität« des Verbrechens reden. Denn Begriffe wie Güte, 1. Klasse, einwandfreie Ware etc. sind eigentlich Synonyme für »Qualität« im positiven Sinne.
Die Schuld liegt nicht bei den straffällig gewordenen Jugendlichen, sondern bei jenen Erwachsenen, die verantwortungslos ohne Skrupel bluttriefende Monsterfilme produzieren, täuschend echt wirkende Arsenale von Waffen in ihren Auslagen zum Verkauf feilhalten, und bei Eltern, die ihren Kindern diese echt aussehenden Mordwaffen kaufen - und bei Eltern, die nicht wissen, dass jeder Fernseher einen Knopf zum Abschalten hat!
Wenn dann noch eine lasche Rechtsprechung hinzukommt, schließt sich der Kreis.
KARL RÖBELT32339 Espelkamp

Artikel vom 09.03.2007