26.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neuer Fund an der Sparrenburg

Bei Sanierungsarbeiten Reste des Turmes vom Kiekstatt-Rondell entdeckt

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Die Sanierung der Sparrenburg hat kaum begonnen, da treten auch schon wichtige Ergebnisse zu Tage: Auf dem Kiekstatt-Rondell oberhalb der Mauerkrone und unterhalb des Metallgeländers wurden jetzt mächtige Überreste der »kissenförmigen« oberen Turmabschlüsse entdeckt.

Damit wird belegt, dass der Turm (heute Steinmassiv ohne Außenschale) aus dem 16. Jahrhundert, der unter anderem nur noch auf einem alten Stich zu sehen ist, tatsächlich existiert hat. Und zwar genau so, wie er auch auf der ersten Ausgabe 2006 der »Ravensberger Blätter«, dem Organ des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, abgebildet ist. Deutlich macht der jüngste Fund nach Ansicht von Dr. Johannes Altenberend, dass die vom Amt für Denkmalpflege begleiteten Sanierungsarbeiten weitere wichtige Erkenntnisse hervorbringen wird. »Davon wird auch die zukünftige Präsentation der Burg- und Festungsgeschichte profitieren«, freut sich der am Wochenende im Rahmen der Jahreshauptversammlung auf der Burg im Amt bestätigte Vorsitzende des Historischen Vereins.
Das Kiekstatt- ist wie das Marienrondell mit drei Geschützständen ausgestattet, von denen der östliche später, vermutlich Mitte des 17. Jahrhunderts, zu einem Ausfalltor erweitert wurde, um die nahe des Kiekstatt-Rondells errichteten Schanzen schnell erreichen zu können. Die Hauptkasematte (das Gewölbe) des Rondells besitzt fünf radial angeordnete Abzüge zur Entlüftung sowie Rauchfänge über den Geschützständen, deren Austritte 1906 sauber vermauert vorgefunden wurden.
Das Kiekstatt-Rondell heißt vermutlich so, weil an seiner Außenmauer ein erkerartiger Ausguck vorhanden war. Wissenschaftliche Belege hierfür gibt es nicht. Das so genannte »Scharwachttürmchen« ist auf mehreren Stadtansichten aus dem 18. Jahrhundert noch zu erkennen, unter anderem als Titelblatt auf dem Ravensbergischen Gesangbuch von 1762.
Die vermutlich vor 1250 vom Grafen Ludwig von Ravensberg erbaute Burg und Festung Sparrenberg - teils abgetragen und auch als Gefängnis genutzt - birgt noch mancherlei Geheimnisse. Der Historische Verein hat es zwar aus kosten- und organisatorischen Gründen abgelehnt, das so genannte »Grüne Haus« gemeinsam mit dem Naturwissenschaftlichen Verein und dem Naturkundemuseum zu nutzen. »Falls die Sanierung des Hauses von der Stadt oder einer anderen Institution getragen wird, können wir uns eine zukünftige Beteiligung und Nutzung für unsere Zwecke, besonders für die Präsentation der Geschichte der Sparrenburg, aber vorstellen«, sagte Dr. Altenberend am Samstag. Damit die mittelalterlichen Gebäudefundamente im Zuge der Sanierung nicht zerstört werden, hat auch der Immobilienservicebetrueb (ISB) der Stadt zugesagt, sich für die Erhaltung und die Auswertung der Denkmalsubstanz einzusetzen.

Artikel vom 26.02.2007