27.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Eckrentner« - ein seltenes Wesen

Durchschnittsrente bei Männern 1064 Euro, für Frauen 524 Euro

Berlin (WB/DS). Es gibt doch noch gute Nachrichten für die Ruheständler: Nach drei Nullrunden in Folge können die 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland in diesem Jahr erstmals wieder auf eine leichte Erhöhung ihrer Bezüge hoffen.

Wie informierte Kreise in Berlin berichten, könnten die Ruhegelder zum 1. Juli um gut 0,5 Prozent steigen.
Sprecher der Rentenversicherung und auch Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) verweisen jedoch darauf, dass es wegen mangelnder Statistikdaten noch keine Entscheidung gebe. Abschließende Daten liegen frühestens Mitte März vor, wenn das Statistische Bundesamt die Zahlen zur Lohnentwicklung 2006 bekanntgibt. Die Erhöhung der Renten legt die Regierung dann per Verordnung fest. Eine Anpassung um 0,6 Prozent würde für die Rentenkassen Mehrausgaben von 600 Millionen Euro bedeuten.
Doch trotz dieser voraussichtlichen Erhöhung machen sich immer mehr Rentner Gedanken um ihre Zukunft. Hatte der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm noch die Devise ausgegeben »Die Rente ist sicher«, so fragen sich heute immer mehr Menschen, wie sie mit ihrer Rente auskommen und ein Leben in Würde führen können.
Eine Studie zur Altersvorsorge, die vom Institut Allensbach und der Postbank in Auftrag gegeben wurde, zeigt gravierende Lücken zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Sachen Rente und Altersfinanzen. Die Befragten wünschten sich im Durchschnitt ein monatliches Einkommen von 2100 Euro im Ruhestand - das liegt mehr als doppelt so hoch wie die derzeitige Durchschnittsrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung.
Zum Vergleich: Die Durchschnittsrente betrug 2005 in Westdeutschland für Männer 1064 Euro, für Frauen 524 Euro. Rentnern in den neuen Bundesländern geht es auf Grund längerer durchschnittlicher Beschäftigungszeiten etwas besser: Männer bekommen dort monatlich im Schnitt 1126 Euro Rente, Frauen 722 Euro.
Die Gewerkschaft Verdi macht sogar noch eine andere Rechnung auf. Dieser fiktive Durchschnittswert sei die Rente, die jemand erhalte, der 45 Jahre mit durchschnittlichem Verdienst gearbeitet habe, nach Abzug der Kranken- und Pflegeversicherung. Dieser sogenannte Eckrentner sei aber ein höchst selten anzutreffendes Wesen. Realistisch seien allenfalls 40 Versicherungsjahre. Und danach sehe es folgendermaßen aus: bei den Männern betrage die durchschnittliche Altersrente in Westdeutschland 988 Euro und bei den Frauen 467 Euro. Ein Viertel aller Rentner und Rentnerinnen erhalte heute eine Rente, die unterhalb des Grundsicherungsniveaus von 345 Euro plus Miete liege.
Zudem weist Verdi darauf hin, dass die Kaufkraft der Renten in den vergangenen Jahren gesunken ist: Zwischen 1991 und 2005 sei die Eckrente von 895 auf 1064 Euro gestiegen - plus 19 Prozent. Nach Abrechnung des Preisanstiegs sei diese Rente von 1064 Euro real nur noch 805 Euro wert.

Artikel vom 27.02.2007