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FC-Fans blieben draußen

Boykott verschafft Paderborn Heimspiel-Atmosphäre

Köln (WB/MR). Die Plakate waren unübersehbar, auf kleinen Handzetteln war der Fan-Frust noch einmal zusammengefasst worden: »Draußen bleiben!«, hieß die Botschaft von den Kölnern an die Kölner. Und sie hielten Wort.

Knapp 2000 der Treuesten der Treuen verbrachten Halbzeit eins auf einem Vorplatz hinter der Südkurve und kamen erst ins RheinEnergieStadion, als Schiedsrichter Georg Schalk die erste Hälfte abpfiff.
»Keine Leistung, keine Stimmung« - kurz und knapp hatte der Fanclub »Wilde Horde« als Initiator des Boykotts seine Anklage formuliert, zumindest verbal zeigten Spieler und Trainer Verständnis. »Der Verein gehört den Fans, nicht uns«, hatte Fabio Luciano im Vorfeld besonders blumige Worte gefunden, Trainer Christoph Daum war da schon deutlicher: »Die Fans gehen auf Distanz zur Mannschaft, nicht zum 1. FC Köln. Den werden sie nach wie vor lieben und unterstützen, nur das, was im Augenblick abgeliefert wird, ist nicht unterstützenswert.«
Die Aktion zeigte Wirkung, eine andere nicht. Am Samstag hatten 30 Chaoten den Trainingsplatz am Geißbockheim gestürmt, Spieler und Trainer bepöbelt und während des nicht öffentlichen Abschlusstrainings randaliert.
Tristesse in Köln, Paderborner Heimvorteil am Rhein. Gut 3000 Paderborner waren in 13 Bussen, per Zug oder mit dem eigenen PKW angereist und demonstrierten, wie man auch in der Fremde Fußball-Feste feiern kann. »Hier regiert der SCP«, skandierten sie in Halbzeit eins und brachten damit die Stimmung auf den Punkt. »Unsere Fans waren wieder sensationell«, strahlte Kapitän René Müller. Hohn und Spott kam aus der Paderborner Ecke, als de Graef nach 18 Minuten die Führung erzielte. »Ihr seid nur ein Karnevalsverein«, schallte es durch die schmucke WM-Arena.
Und wie es um den 1. FC Köln bestellt ist, zeigte sich spätestens an der Reaktion der ansonsten schweigenden Anhänger der Gastgeber: Sie applaudierten.
In der zweiten Hälfte kamen die Kölner auf den Rängen zwar wieder in Fahrt, bewegen konnten sie auf dem Rasen nichts mehr. Im Gegenteil. Je lauter die Kölner wurden, desto besser spielte der SC Paderborn 07 Fußball.

Artikel vom 26.02.2007