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Weltstars umdribbeln die Bundesliga. Das ist nicht neu. Neu ist aber, dass deutsche Spitzenspieler im Ausland wieder gefragt sind. Die guten WM-Auftritte und ihre personellen Nachwirkungen: Michael Ballack war schon reif für die Insel. Christoph Metzelder, Timo Hildebrand, Torsten Frings und Miroslav Klose stehen ebenfalls auf den Wunschlisten der Top-Vereine.

Metzelders Weg

Borussia Dortmund wird seinen zweiten WM-Teilnehmer verlieren. David Odonkor wurde bereits im Herbst für 6,5 Millionen Euro an Betis Sevilla verkauft. Das durfte man noch ein gutes Ablöse-Geschäft nennen. Obwohl sie einen schnellen Konter-Stürmer wie Odonkor heute im Kellerkampf sicherlich gebrauchen könnten.
Für Metzelder gibt es jedoch keinen Cent. Sein Vertrag läuft aus, eine Verlängerung ist schon seit einiger Zeit kein Thema mehr. Der Defensivspezialist in der Offensive: Metzelder hatte bei diesem Poker von Anfang an die besseren Karten. Da konnte Dortmund noch so viel nachlegen, die Auslands-Angebote waren garantiert immer viel, viel besser.
Wohin die Reise geht, das verrät Metzelder noch nicht. Sehr wahrscheinlich zu Real Madrid. Aber das wird der Verteidiger, ein kluger Kopf, erst offiziell bekannt geben, wenn das Liga-Rennen gelaufen ist. Er hat schon genug hausgemachten Stress. Das Verhältnis zum Kollegen Christian Wörns ist schwer belastet, außerdem sehen die Fans in ihm einen »Verräter«. Da wählt Metzelder den richtigen Weg. Schweigen, spielen - und dann gehen.

Hildebrands Ziel

Auch Timo Hildebrand verrät noch nicht, in welchem Kasten er in der nächsten Saison stehen wird. Auf keinen Fall mehr in einem Bundesliga-Tor, das ist sicher. Beim VfB Stuttgart wurde sein Fall schon vor Monaten geklärt. Angebot. Bedenkzeit. Ultimatum. Absage. So lief das. Sauber, problemlos, professionell.
Hildebrand wird in der Fremde nicht nur mehr Geld verdienen, er will sich auch weiter entwickeln. Jens Lehmann ist da sein Vorbild: Deutschlands Nummer 1 machte der Nummer 2 ja vor, wie man auch im Alter von 37 Jahren immer noch dazu lernen kann. Arsenal ist sicher nicht die schlechteste Torwart-Schule.
Wie es aussieht, dürfte sich Hildebrand für den FC Valencia entscheiden. In Spanien stand auch schon einmal ein deutscher Weltmeister zwischen den Pfosten: Bodo Illgner gewann 1998 mit Real Madrid die Champions League. Einige seiner prominenten Vorgänger und Nachfolger blieben dagegen im Lande. Für Hans Tilkowski, Sepp Maier, Andreas Köpke oder Oliver Kahn war ein Auslands-Wechsel nie ein Thema.

Bremer Probleme

Werder Bremen muss dagegen befürchten, dass gleich zwei wichtige Spieler demnächst die Koffer packen. Dass es für Miroslav Klose und Torsten Frings dann dicke Ablösesummen geben würde, ist nur ein schwacher »Trostpreis«. Am besten: Sie bleiben. Aber Klose, der Torjäger, der endlich wieder trifft, pokert schon seit Monaten. Sieht verdächtig nach Abschied aus. England lockt, dazu Barcelona und italienische Clubs.
Juventus Turin will Frings, unbedingt. Der Mittelfeldspieler prüfte die Offerte sogar vor Ort. Er sollte ganz, ganz lange darüber nachdenken. Denn in München kam er schon nicht klar, wie wird das erst in einem anderen Land?
Schön für die Stars, dass große Klubs anklopfen. Schlecht für die Liga, wenn im Sommer gleich mehrere Nationalspieler gehen.
Klaus Lükewille

Artikel vom 21.04.2007