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Entlassen und draußen vor dem Tor. Aber es gibt einige arbeitslose Trainer, die trotzdem sofort wieder ganz kräftig an die Tür der Fußball-Bundesliga klopfen. Hallo, ich bin noch da. Das soll die Botschaft sein. Ganz fair gehen sie dabei nicht immer mit ihren Kollegen um.

Kollegen-Kritik

Wie Peter Neururer. Er war im September 2006 der erste Coach, der in dieser Saison die Papiere bekam. Niederlagen, garniert mit seinen Worthülsen, das konnten und wollten sie in Hannover nicht mehr ertragen. Die Niedersachsen handelten schnell. Neururer musste gehen, Dieter Hecking kam. Keine schlechte Entscheidung, wie die aktuelle Tabelle zeigt.
Der entlassene Trainer, der schon bei 15 Vereinen, meistens jedoch immer nur kurzfristig, auf der Bank gesessen hat, er hält sich aber weiter für einen »Großen«. Als die Oberhaus-Rückrunde angepfiffen wurde, da lederte Neururer wieder mal so richtig los. In einem Interview mit der »Bild-Zeitung« kamen einige Kollegen gar nicht gut weg.
Christoph Daum? Ein Welttrainer. Jürgen Klinsmann? Ein Schauspieler. Jürgen Röber? Ein Mann ohne Selbstwertgefühl. Aber Neururers Peter, ja, der ist Spitzen-Klasse. Der kann es. Vor allem tönen. Nur dumm, dass dieser schlaue Fußball-Lehrer immer noch nicht gemerkt hat, dass die Branche ihn schon längst nicht mehr richtig ernst nimmt.

Eigen-Werbung

Es ist eben eine Stil- und Charakterfrage, wie sich Trainer verhalten, die für kürzere oder längere Zeit im »Ruhestand« sind. Auch Uwe Rapolder ist hier auffällig geworden, in nicht gerade zurückhaltender und sehr leiser Weise. Da war zunächst dieses Gespräch, das er mit dem Fachblatt »Kicker« vor einiger Zeit führte. Der Leser musste danach den Eindruck haben: Dieser Rapolder ist Weltklasse. Warum betreut so ein Könner keinen Verein wie Chelsea oder Barcelona?
Nach der Entlassung in Köln im Dezember 2005 war es allerdings lange Zeit sehr ruhig um ihn geworden. Sein Name stand 2006 nicht ein einziges Mal ganz oben auf einer Wunschliste, wenn Trainer oder Retter gesucht wurden.
Diese Rolle würde Rapolder jetzt gern wieder an einem ehemaligen Arbeitsplatz spielen. Deshalb tauchte er bei der Partie Arminia gegen Bochum auf, durfte vor der arena-Kamera Werbung in eigener Sache machen. Bei ihm lief damals in Bielefeld alles besser, na klar. Und er bezweifelte, ob Frank Geideck in dieser schwierigen Situation der richtige Trainer sei. Das »Konzept« des selbst ernannten Erfinders des Konzept-Fußballs war ebenso durchsichtig wie peinlich. So biedert man sich an.

Experten-Vertrag

Diesen Vorwurf muss sich Felix Magath nicht gefallen lassen. Aber wieso, weshalb und warum gönnt sich der Meistermacher nach seiner Entlassung beim FC Bayern München nicht eine längere Auszeit? Er kann und soll ja selbstverständlich weiter den Fußball beobachten, Spiele besuchen.
Aber was macht Magath? Er lässt sich sofort wieder verpflichten. Schreibt Kommentare im »Kicker«, spielt den Experten für arena. Magath, ein kluger Kopf, wählt dabei seine Worte allerdings vorsichtig. Messerscharfe Kritik wird man von ihm nicht hören.
Dabei wäre es noch besser, wenn die entlassenen Trainer sich zunächst einmal gar nicht mehr in der Öffentlichkeit äußern würden. Wie Thomas Doll. Sein HSV gewinnt plötzlich, er könnte sicher viel dazu sagen. Aber Doll, der schweigt - und das ist toll.
Klaus Lükewille

Artikel vom 03.03.2007