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Mitja missbraucht
und dann ermordet

Mutmaßlicher Täter ist einschlägig vorbestraft

Leipzig (dpa). Der drei Tage lang vermisste neunjährige Mitja aus Leipzig ist sexuell missbraucht und ermordet worden.

Als mutmaßlicher Mörder gesucht wird der 43-jährige Uwe K., der bereits 1998 wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war, seither aber unauffällig gelebt hat. Der Junge soll seinem späteren Mörder am Donnerstag auf dem Heimweg vom Hort begegnet sein, teilte die Polizei mit. Die Leiche des Kindes wurde am Samstagabend in der Gartenlaube des Gesuchten am Rande von Leipzig gefunden. Die Obduktion ergab, dass der Schüler in der Nacht zum Freitag erstickt wurde. Gegen den flüchtigen Mann wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen.
Der Mann war dem Jungen vermutlich an einer Haltestelle begegnet und mit ihm in die Straßenbahn eingestiegen. »Dort konnte eine Überwachungskamera den Mann mit dem Jungen filmen«, sagte der Kriminaldirektor der Leipziger Polizei, Uwe Matthias. Der Neunjährige war mit dem Mann an seiner Zielhaltestelle vorbeigefahren.
Anschließend seien Mitja und sein späterer Mörder »in einem anscheinend vertrauten Verhältnis« in eine Bäckerei gegangen, wo der 43-Jährige für sein Opfer noch Kuchen kaufte. »Der Junge wollte den Kuchen, und der Mann hat ihn aussuchen lassen. Die Verkäuferin hat keinerlei Angst bei dem Jungen bemerkt«, sagte Matthias. Sie sei nach bisherigen Erkenntnissen die Letzte gewesen, die Mitja lebend sah.
Nach der Vermisstenmeldung der Mutter am Donnerstagnachmittag sei sofort eine große Suchaktion angelaufen. Das in der Bahn gemachte Foto sei den Eltern vorgelegt worden. »Diese haben den Mann fälschlicherweise als einen Bekannten eines ihrer Kinder identifiziert, der noch am Abend festgenommen wurde«, hieß es. Dies habe sich jedoch schnell als Irrtum herausgestellt.
Ein Gartennachbar von Uwe K. erkannte am Samstag den Gesuchten auf einem veröffentlichten Foto aus der Straßenbahn. »Beim Kontrollieren der Laube haben wir dann den grausigen Fund gemacht«, sagte Matthias. Unklar sei noch, ob der Fundort auch der Tatort ist.
»Zum Verdacht des sexuellen Missbrauchs werden außerdem DNA- und Gewebeproben untersucht. Die Ergebnisse stehen noch aus«, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ricardo Schulz.
Die Polizei hatte Spuren des Missbrauchs bestätigt. »Der Todeszeitpunkt liegt zwischen Donnerstagabend und spätestens Freitagmorgen vier Uhr.«
Der momentan arbeitslose Tatverdächtige stammt gebürtig aus Wolfen in Sachsen-Anhalt, habe aber seinen Lebensmittelpunkt seit vielen Jahren in Schkeuditz bei Leipzig. Es gebe konkrete Anhaltspunkte, wonach der Mann nach der Tat noch in seiner vertrauten Umgebung gesehen wurde. Deshalb konzentriere sich die Suche auf das Gebiet Schkeuditz und Umgebung.
Die Nachricht von der Ermordung des Kindes löste Entsetzen aus. Anwohner stellten Plüschtiere vor das Haus der Eltern. Auf einem Kinderbild stand: »Wir trauern um Mitja.«

Artikel vom 26.02.2007