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Falscher Lehrer
zahlt Geldstrafe

Amtsgericht verurteilt Hochstapler

Von Christian Althoff
Herford (WB). Das Amtsgericht Bad Oeynhausen hat einen Hochstapler aus Löhne (Kreis Herford) verurteilt. Marcel S. hatte sich als Lehramts-Referendar ausgegeben und acht Monate am Friedrich-Gymnasium in Herford unterrichtet.
Das Friedrichs-Gymnasium Herford: Hier unterrichtete der falsche Lehrer im vergangenen Jahr.
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hatte beim Amtsgericht einen Strafbefehl wegen Betrugs und Urkundenfälschung gegen den Mann beantragt. Das Gericht folgte dem Vorschlag und verhängte jetzt eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je zehn Euro, also 600 Euro. »Damit ist der Mann vorbestraft«, sagte Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart.
Marcel S., dem profundes Computerwissen nachgesagt wird, hatte sich mit perfekt gefälschten Zeugnissen der Universität Bielefeld bei der Bezirksregierung in Detmold beworben. Er hatte an der Uni allerdings nur Englisch-Übersetzungskurse belegt, einen Abschluss hatte er nie erworben. Nichtsahnend hatte die Bezirksregierung den Mann verbeamtet und ihn im Februar 2006 als Referendar für Englisch und Latein dem Friedrichs-Gymnasium Herford zugewiesen. Dort hatte der angehende Lehrer zuletzt pro Woche sechs Stunden Latein und drei Stunden Englisch unterrichtet.
Einigen Schülern waren bereits nach kurzer Zeit die fachlichen Schwächen des angeblichen Pädagogen vor allem im Fach Latein aufgefallen, doch hatte es bis Oktober 2006 gedauert, bis der falsche Lehrer aufgeflogen war. »Denn Wissenslücken eines Referendars sind alleine noch kein Grund, misstrauisch zu werden«, hatte im vergangenen Jahr der Leiter des zuständigen Lehrerseminars in Minden erklärt.
Marcel S. war zum Verhängnis geworden, dass er den übrigen Latein-Referendaren im Studienseminar erzählt hatte, er habe in Bielefeld studiert. Keiner der anderen angehenden Lehrer konnte sich jedoch an ihn erinnern. Aus dem Umfeld des Hochstaplers hieß es, er habe die Tat begangen, weil er die Erwartungen seiner Eltern erfüllen wollte, die beide als Lehrer tätig sind. Dazu wollten sich die Eltern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT nicht äußern.
Seinen Beamtenstatus ist Marcel S. los, und die Bezirksregierung Detmold fordert jetzt die Bezüge zurück, die der Löhner im vergangenen Jahr bekommen hat - acht Mal 1100 Euro netto.
»Die Verurteilung per Strafbefehl ist bereits rechtskräftig«, erklärte Oberstaatsanwalt Baumgart.

Artikel vom 26.02.2007