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Das Endspiel in Berlin:
Marcelinhos großes Ziel

Pokal-Viertelfinale: Wolfsburg erwartet Aachen

Von Klaus Lükewille
Wolfsburg (WB). Der Sturmlauf nach dem Volltreffer: Als Marcelinho (31) mit dem 2:2 gegen den Bundesliga-Spitzenreiter FC Schalke 04 das erste Tor für seinen neuen Arbeitgeber erzielt hatte, rannte er sofort auf die Fankurve zu.
Eine große Nummer: Marcelinho führt jetzt beim VfL Wolfsburg die Regie. Foto: dpa

Dabei schlug der Brasilianer immer wieder mit der rechten Hand auf das Vereinswappen. Die Geste war eindeutig: Seht her, ich bin einer von euch.
Marcelinho - ein Wolfsburger?
So schnell geht das? Der extravagante Kick-Künstler mit der wöchentlich wechselnden Haarfarbe kam erst Ende Januar in die niedersächsische Provinz. Doch sein Trainer Klaus Augenthaler lobt ihn bereits in höchsten Tönen: »Er ist der Mann, der uns helfen kann. Torjäger wie Mike Hanke, Diego Klimowicz oder Isaac Boakye werden ganz sicher von seinen Vorlagen, Ecken und Freistößen profitieren. Marcelinho wurde bei uns sehr gut aufgenommen und ist bereits voll integriert. Ich bin sicher: Wir alle werden noch viel Freude an ihm haben.«
Der Ball-Zauberer mimt da nicht lange den Zauderer, er serviert den harmonischen Doppelpass sofort zurück in Richtung Chef: »Ich fühle mich in Wolfsburg sehr wohl.« Dabei wollte Marcelinho zunächst gar nicht in der VW-Stadt wohnen, sondern in Berlin wieder Quartier beziehen.
Denn da spielte er schließlich fünf Jahre für die Hertha, erzielte in 155 Liga-Partien immerhin 65 Tore. Hier lebte er sein stürmisches Leben - auch außerhalb des Rasenrechtecks. Doch inzwischen bezog Marcelinho ein schönes Häuschen im Großraum Wolfsburg. Er hat keinen Koffer mehr in Berlin, wo sie ihn im August 2006 für 2,5 Millionen Euro Ablöse an Trabzonspor abgeschoben hatten. Er gestand vor Kurzem bei einer Fan-Versammlung der Niedersachsen: »Ich weiß, ich habe viele Fehler gemacht, ich habe daraus gelernt. Der Hertha-Abschied hat mir sehr weh getan. Der Wechsel in die Türkei war total verkehrt. In Wolfsburg will ich jetzt neu angreifen und endlich mal einen Titel gewinnen.«
Möglich wäre das ja. Sogar mit einem Finale an seinem alten Lieblingsspielplatz. Im Berliner Olympia-Stadion wird am 26. Mai das Pokal-Festival angepfiffen. Mit Wolfsburg und Marcelinho? Der VfL ist noch im Rennen, die Viertelfinal-Hausaufgabe heute Abend gegen Alemannia Aachen (19 Uhr) scheint lösbar zu sein. Und dann fehlt nur ein Sieg, dann fahren sie nach Berlin.
Berlin! Da funkeln die dunklen Augen des Brasilianers. »Es war eine herrliche Zeit«, blickt er zurück. Aber Wolfsburg ist bisher ganz nett. Denn auch hier lebt Marcelinho so, wie er es schätzt und mag. Im Zeichen der vier großen »F«: Familie, Freunde, Fußball - und ein Friseur, alles da.

Artikel vom 27.02.2007