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Anpfiff nach Abpfiff

TuS N-Lübbecke hat Ernst der Lage wohl nicht erkannt

Von Volker Krusche
Lübbecke (WB). Die Konkurrenz hat's mit einem Lächeln registriert. Doch im Gegensatz zu ihr war Handball-Bundesligist TuS N-Lübbecke nach der 30:33 (13:17)-Heimschlappe gegen den TV Großwallstadt überhaupt nicht zum Lachen zu Mute.

Kein Wunder, dass dem Schlusspfiff der Anpfiff folgte. Dabei dürften Jens Pfänders Spielern durchaus die Gesichtszüge entglitten sein, denn ganz ruhig ging es in der Kabine sicherlich nicht zu. Pfänder jedenfalls kam erstmals verspätet zur Pressekonferenz, »weil ich noch ein paar kleine Einzelgespräche führen musste.« Vornehm ausgedrückt. Dem einen oder anderen enttäuschenden Profi dürfte der Kopf schon vor dem Duschen gewaschen worden sein.
TV Großwallstadt - das war das Kaliber, das die Lübbecker unbedingt entschärfen wollten. Nicht jedes Kellerkind gewinnt gegen die Mainfranken. Umso wichtiger wäre ein Sieg gegen diesen schlagbaren Gegner gewesen. Punkte, die nicht nur für frisches Selbstvertrauen im Nerven aufreibenden Kellerkampf sorgen, sondern vor allem das ohnehin magere Punktekonto anreichern würden. Doch der TuS N-L bleibt weiter bei mageren acht Zählern stehen - aus insgesamt 20 Spielen. Zu wenig für die Handballer vom Wiehen.
Aber mit Leistungen wie der vom Samstag wird man bis zum letzten Spieltag zittern müssen. Das war nichts. Jens Pfänder schien zu verzweifeln. Vorn wie hinten entzündete sich ein Brandherd nach dem anderen. Immer und immer wieder versuchte der Coach zu löschen, änderte hier die Formation, schickte dort einen anderen Mann ins Gefecht. Doch nichts griff. Vorn wie hinten. Großwallstadt hatte - ohne wirklich richtig gefordert zu werden - das Ding vom ersten Moment an fest im Griff. Die Abwehr verdiente alles, nur nicht diese Bezeichnung. Von Aggressivität - im Kellerkampf ein absolutes Muss - war nichts zu spüren. Jens Pfänder änderte seine Abwehr im Minutentakt. Erst die siebente Deckungsvariante griff schließlich. »Wir haben zu wenig in die Abwehr investiert. Da fehlte der Körperkontakt. Wir standen einfach zu weit vom Mann entfernt«, ärgerte sich Pfänder und ergänzte flehend: »Mir fehlt ein Abwehrchef!«
Unverständlich auch die Abschlüsse und technischen Fehler, deren Gesamtzahl sich nach den ersten 30 Minuten auf 18 Ballverluste summiert hatte. Nationalspieler Rolf Hermann war völlig von der Rolle, erzielte sein einziges Tor erst in der Schlussminute. Bis auf Branko Kokir (und mit Abstrichen Stian Tönnesen) standen die TuS-Akteure vor der Pause auch vorne neben sich. Apropos Kokir. Der hatte vier Minuten vor Schluss die Chance zum 29:30. Doch er vertippte den Ball, stürzte und zog sich eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu, die ihn nun möglicherweise länger pausieren lassen wird. Irgendwie war das das i-Tüpfelchen zu einer schwachen Vorstellung der Gastgeber.

Artikel vom 26.02.2007