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Ewige Zweite im
Freudentaumel

Kombinierer holen WM-Silber

Sapporo (dpa). Das Image als »ewige Zweite« bestätigt, aber einen Sieg über sich selbst errungen: Die deutschen nordischen Kombinierer haben in Japan eine enttäuschende Saison vergessen gemacht und mit Silber im Team-Wettbewerb hinter Finnland auch im zweiten WM-Wettbewerb Medaillenglanz verbreitet.

Zwar warten die Winter-Zweikämpfer nun seit 20 Jahren vergeblich auf einen Mannschafts-Titel, doch im Ziel der 4x5-km- Staffel lagen sich Sebastian Haseney (Zella-Mehlis), Ronny Ackermann (Dermbach), Tino Edelmann (Zella-Mehlis) und der Johanngeorgenstädter Björn Kircheisen trotzdem glücklich in den Armen. »Dieser Auftritt verdient höchsten Respekt. Ich hatte nicht geglaubt, dass sie soweit vorn landen können«, lobte der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV), Thomas Pfüller.
Bundestrainer Hermann Weinbuch strahlte über das ganze Gesicht und fühlte sich in seiner Entscheidung bestätigt, Olympiasieger Georg Hettich erneut nicht zu berücksichtigen und dafür den stärkeren Läufer Haseney einzusetzen. Dieser dankte ihm das Vertrauen mit einer Glanzleistung auf der Schanze. 130 und 125 Meter waren viel mehr, als selbst die Trainer erwarten konnten. »Ich bin über meine Verhältnisse gesprungen«, sagte der Thüringer, nachdem er im Training und auch im Sprint-Wettkampf meist mit Mühe nur 110 Meter erreicht hatte.
Als erster Läufer machte er genau das, was Weinbuch von ihm erwartete: Die 10 Sekunden vorher gestarteten Norweger wurden schnell distanziert und der Rückstand auf die Finnen von 49 auf 31 Sekunden verkürzt. »Es war ein Steigerungslauf. Ich hatte aber keine Vorgaben mitbekommen«, kommentierte Haseney. Ackermann und Edelmann, die auf der Okurayama-Großschanze solide Sprünge gezeigt und damit ihren Anteil am dritten Platz nach dem Springen hatten, liefen schließlich zu den Finnen auf, womit es wieder einmal zum großen Showdown zwischen Sprint-Weltmeister Hannu Manninen und dem Bronzemedaillengewinner Kircheisen kam.
Dabei lief der Sachse zwar eineinhalb Runden mit dem Finnen mit, hatte aber keine Illusionen: »Hannu ist eine Maschine. Er ist der beste Langläufer«, sagte Kircheisen und kündigte für die nächste Saison einen neuen Angriff an. »In diesem Jahr habe ich keine Chance gegen ihn, vielleicht im nächsten.« Von einem Manninen-Komplex wollte der 23-Jährige im Freudentaumel nach seiner zweiten WM-Medaille ohnehin nichts wissen, zumal er ihn in dieser Weltcup-Saison wenigstens ein Mal bezwingen konnte.

Artikel vom 26.02.2007