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Gift-Dünger: Prämie kassiert

Ermittlungen gegen Chef eines Gartenbaubetriebes

Von Ernst-Wilhelm Pape
Borchen (WB). Im Umweltskandal um die Industrie-Chemikalie PFT wird auch gegen einen Abnehmer des verunreinigten Bio-Düngers »Terrafarm« ermittelt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Arnsberg steht der 46 Jahre alte Geschäftsführer eines Landschafts- und Gartenbaubetriebes in Olsberg (Sauerland) unter Verdacht, Beihilfe zur Gewässerverunreinigung und zu anderen Umweltdelikten geleistet zu haben. Das Unternehmen unterhalte auch einen Betrieb in Bestwig. Bereits im November 2006 habe die Firma eine Ordnungsverfügung vom Hochsauerlandkreis erhalten, die mit dem Dünger verunreinigten Flächen zu säubern. Unter anderem war der Giftdünger in Weihnachtsbaumkulturen ausgebracht worden.
Nach Informationen dieser Zeitung war der Beschuldigte ein Großabnehmer des Bio-Düngers, der von der Firma GW Umwelt im Borchen (Kreis Paderborn) hergestellt und vertrieben wurde. Der 46-Jährige soll für das Ausbringen des Düngers in vier Jahren 160 000 Euro kassiert haben.
Die Prämienzahlung an Abnehmer hatte auch bei NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) Verwunderung ausgelöst. Bei der Zahlung von hohen Prämien hätten die Abnehmer Verdacht schöpfen müssen, sagte der Minister.
Gegen den Düngerhersteller ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Bielefeld. Der Geschäftsführer und zwei seiner Mitarbeiter sitzen in Untersuchungshaft. Die Firma hat, wie berichtet, bereits Insolvenz angemeldet. Es werde jetzt geprüft, ob das Verfahren gegen den 46-Jährigen an die Staatsanwaltschaft Bielefeld abgegeben werde, sagte der Arnsberger Oberstaatsanwalt Josef Hempelmann. Strafverfahren gegen vier weitere Großabnehmer aus dem Sauerland seien von der Staatsanwaltschaft Paderborn eingestellt worden.
Der Bio-Dünger war unter anderem aus Abfalllieferungen aus Belgien hergestellt worden. Die Lieferungen waren als Abfälle aus der Lebensmittelindustrie gekennzeichnet. Nach den bisherigen Ermittlungen der belgischen Staatsanwaltschaft, die sich gegen Verantwortliche des Abfallerzeugers und -händlers Orinso aus Mechelen richtet, besteht der Verdacht, dass diese Bio-Abfälle mit giftigen Industrieabfällen vermischt wurden. Von der falschen Deklarierung der Lieferungen soll auch die Firma GW Umwelt gewusst haben.

Artikel vom 23.02.2007