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Autofahrers Interesse am
Abgasverhalten geweckt

Datenblätter in Neuwagen finden mehr Beachtung

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Das Stichwort »Klimawandel« hat die Autofahrer wachgerüttelt. Die Kunden fragen nach, hat Mercedes-Sprecher Michael Nabe beobachtet. Und Audi-Verkäufer Andreas Rethemeier schlägt sogar für Gebrauchtwagen-Fahrer nach, wieviel CO2 ihr Wagen denn pro Kilometer in den Himmel pustet.

Die Nachwehen von Supersturm Kyrill, mildem Winter und Klimaerwärmung haben die Autofahrer sensibilisiert. Zum Thema Umweltbelastung gab es für mehr als 95 Prozent der Autofahrer bislang immer nur die Ergebnisse der so genannten ASU oder Abgas-Sonderuntersuchung, an deren Ende eine Plakette mehr Bedeutung hatte als ein Messergebnis für seinen fahrbaren Untersatz. Einfacher Grund: Ohne Plakette kein Weiterfahren. Allerdings: Auf die Frage nach dem in der Werkstatt gemessenen CO-Wert mussten nahezu alle Autofahrer passen.
Wenig Beachtung hatten in früheren auch die höchst informativen Datenblätter mit dem offiziellen EU-Emblem. Die sind bei Mercedes-Benz-Fahrzeugen bereits seit Jahren in der linken hinteren Seitenscheibe befestigt, berichtet Marketing-Mann Michael Nabe. Bis vor wenigen Wochen verdrehten sich die Kunden allerdings höchstens den Hals nach einem Blick auf die Ausstattungsliste des gewünschten Wagens.
Seit einiger Zeit ist Bewegung in die Sache gekommen, berichtet Audi-Verkäufer Andreas Rethemeier (39) im Autohaus Berning. Das Datenblatt auf der Armaturentafel wird studiert. Und selbst Kunden mit älteren Wagen, freut sich der Fachmann, erkundigen sich nach dem CO2-Ausstoß ihres Wagens. Meist verweist Rethemeier auf die Internet-Seite der Deutschen Automobiltreuhand (www.dat.de), auf der man die Werte sämtlicher aktuell verkaufter Wagen im Lande nachblättern kann. Dass die Verbraucher durch die Offensive aus Brüssel und die Unterstützung durch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee verunsichert sind, Kaufentscheidungen zurückstellen und abwarten, verunsichert wiederum mittelständische Händler wie Matthias Berning. Eine abgasabhängige Besteuerung rund um den Grenzwert 130 g/km, sagen die Händler, hat weniger Einfluss auf Flottenpolitik der großen Hersteller als auf die Gebrauchtwagen-Höfe der Händler. Die Hälfte der Wagen wäre wegen »Übersteuerung« unverkäuflich. Das Stichwort »kostenneutral« der Politik, vermutet Berning, wäre damit auch vom Tisch.

Artikel vom 22.02.2007