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Nach Schüssen: Serbe
sitzt in Gefängniszelle

Gestern Haftbefehl gegen 27-Jährigen erlassen

Bielefeld (hz). Fikret L. (27), der mutmaßliche Pistolenschütze von der Ritterstraße, sitzt seit gestern in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede 1 in Untersuchungshaft.

Ermittlungsrichterin Sigrid Brecht hatte dem gebürtigen Serben bei dessen Vorführung im Amtsgericht den Haftbefehl verkündet. Das sagte der Rechtsanwalt des 27-Jährigen, Dr. Christoph Franke, auf Anfrage.
Zudem bestätigte Dr. Franke den WESTFALEN-BLATT-Exklusivbericht, dass es einen Tag vor der Schießerei auf der Ritterstraße eine Auseinandersetzung zwischen Fikret L. und dem späteren Opfer Nebojsa A. (38) gegeben hatte. Nach dem Angriff des 38-jährigen Montenegriners in einem Lokal in der Innenstadt habe sein serbischer Mandant Strafanzeige gegen seinen Landsmann aus Ex-Jugoslawien erstattet.
Bevor Fikret L. gestern Vormittag im Amtsgericht vorgeführt wurde, hatte er die Nacht im Krankenhaus verbracht. Wie berichtet, erlitt der 27-Jährige zwei Stunden, nachdem er sich am Mittwoch im Polizeipräsidium der Kripo gestellt hatte, einen Schwächeanfall und war unter Polizeibewachung in eine Bielefelder Klinik gebracht worden. Nach ärztlicher Untersuchung wurde dem Serben jedoch Haftfähigkeit bescheinigt.
Auch bei der gestrigen Vorführung im Amtsgericht hatte Fikret L. keine Angaben zu den Schüssen vom vergangenen Sonntag auf der Ritterstraße gemacht. Sein Anwalt Dr. Franke geht angesichts der vorangegangenen Auseinandersetzung mit dem Montenegriner davon aus, dass der Serbe am 18. Februar aus Notwehr zur Pistole gegriffen habe.
Dagegen vermuten die Ermittler von der Kripo, dass es sich bei der Tat um einen seit Monaten schwelenden Streit zwischen zwei verfeindeten Balkanbanden gehandelt hatte. Die in Bielefeld und weit über die Stadtgrenzen hinaus in Diebstähle, Einbrüche, Hehlerei- oder Drogengeschäfte verwickelten Kriminellen aus Ex-Jugoslawien hätten einst gemeinsame Sache gemacht. Nach dem Auseinanderbrechen dieser Bande versuche man nun unter mit anderem mit Waffengewalt, die Reviere abzustecken, so ein Kripofahnder: »Dabei hat es wesentlich mehr Straftaten gegeben, als bislang öffentlich bekannt sind.«

Artikel vom 23.02.2007