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Keine Angst vor Konkurrenz

E.ON-Westfalen-Weser-Chef Henning Probst verteidigt Konzernstrategie

Paderborn (WB). Die geplante Umstrukturierung beim Energieversorger E.ON Westfalen Weser (EWW) hat Diskussionen über die Zukunft des Unternehmens ausgelöst. EWW-Chef Henning Probst fürchtet die Konkurrenz aus dem eigenen Hause allerdings nicht. Er rechnet allenfalls mit prozentualen Kundenverlusten »im unteren einstelligen Bereich«. Der 49-jährige Probst ist seit Juli 2006 Vorstandschef. Mit ihm sprach Hubertus Hartmann.
Aus welchem Grund hat der E.ON-Konzern mit »E wie einfach« eine Billigmarke für Strom und Gas in den Markt gebracht? Probst: Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt die Kunden fordern massiv verstärkten Wettbewerb im deutschen Strom- und Gasmarkt. E.ON Westfalen Weser begrüßt deshalb grundsätzlich, dass die E.ON AG, die auch europaweit zu den Schrittmachern der europäischen Marktintegration und des Wettbewerbs zählt, als erster Anbieter die Wettbewerbsinitiative insbesondere im Gasmarkt umsetzt.

Warum macht der Konzern mit einem Discount-Angebot seinen eigenen Regionalversorgern auch noch Konkurrenz? Probst: In erster Linie ist dies - wie gesagt - eine Wettbewerbsinitiative von E.ON für den gesamten deutschen Energiemarkt für Haushalts- und Gewerbebetriebe. Damit sind selbstverständlich auch die Bereiche der Regionalversorger eingeschlossen, aber eben unter anderem.
Außerdem werden aus unserer Sicht in Kürze weitere ähnliche Wettbewerber auf den Markt treten.

Welche Auswirkungen erwarten Sie auf Ihr Privatkundengeschäft?Probst: Mit 750 000 Privatkunden haben wir einen Marktanteil von 97 Prozent. Ich rechne mit Kundenverlusten, die prozentual im unteren einstelligen Bereich liegen.

Wird E.ON Westfalen Weser als Reaktion auf den neuen Wettbewerber die Preise senken?Probst: Wir reagieren nicht als Antwort auf »E wie einfach«, aber im Sinne unserer Kunden: Im Dezember haben wir angekündigt, den Gaspreis für die 65 000 Erdgaskunden zum 1. März signifikant zu senken. Mit »strom & fon.fix« bieten wir bis Ende 2008 eine Strompreisgarantie. Bei unseren Privatkunden liegen wir bei Gas im Drittel der preisgünstigsten Unternehmen. Bei Strom gehören wir zu den günstigsten Anbietern überhaupt.

Vermindert dies den Unternehmenswert von EWW?Probst: Nein. An dem Unternehmenswert von EWW hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert. Im Rahmen der Kürzung der Netzentgelte 2006 (Strom: 12,7 Prozent, Gas: 9,8 Prozent ) haben wir notwendige Gegensteuerungsmaßnahmen eingeleitet.
Wir müssen das derzeit verlustbringende Privatkundengeschäft wieder profitabel machen. Nicht zuletzt soll die geplante Umstrukturierung dazu beitragen, den Unternehmenswert langfristig zu sichern.

Warum ist eine Neustrukturierung der Regionalversorger von E.ON erforderlich?Probst: Im Sinne einer stärkeren Wettbewerbsorientierung wollen E.ON Energie und seine sieben Regionalversorger ihre Marktaufstellung neu ausrichten und das Massenkundengeschäft in einer neuen Gemeinschaftsgesellschaft zusammenfassen. In unternehmensübergreifenden Shared Services Gesellschaften sollen außerdem die vertrieblichen Massenprozesse wie Ablesung, Abrechnung und Forderungsmanagement gebündelt werden.

Artikel vom 22.02.2007