22.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Düngerfirma vor dem Aus

GW Umwelt aus Borchen muss Insolvenz anmelden

Borchen (WB/ewp). Angesichts drohender Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe hat die Firma GW Umwelt aus Borchen (Kreis Paderborn) Insolvenz beantragt.

Den Verantwortlichen des Unternehmens wird vorgeworfen, mit der Industriechemikalie PFT belasteten Bio-Dünger sowie Klärschlämme an Bauern abgegeben zu haben. Das Gift hatte vor allem im Sauerland Felder und Gewässer verunreinigt. Der Hochsauerlandkreis hatte von den Verursachern der Verschmutzung mit der Industriechemikalie Sanierungskosten von rund zwei Millionen Euro gefordert.
Der Geschäftsführer von GW Umwelt, Ralf W. (37), sowie zwei Ingenieure der Firma waren wenige Tage vor Weihnachten verhaftet worden. Sie sitzen seitdem in Bielefeld in Untersuchungshaft.
Das Amtsgericht Paderborn setzte als vorläufigen Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Frank Kebekus aus Paderborn ein. Aufgrund der Vorgeschichte könne der Betrieb vermutlich nicht weitergeführt werden, teilte das Anwaltsbüro mit. Derzeit werde in dem Unternehmen nicht gearbeitet. Von der Insolvenz seien zwei Vollzeitkräfte und sechs Auszubildende betroffen. Die Lehrlinge könnten ihre Ausbildung in anderen Betrieben fortsetzen.
GW Umwelt hatte nach Auskunft der Staatsanwaltschaft giftige Industrieabfälle aus Belgien und den Niederlanden entsorgt. Die Lieferanten sind nach Erkenntnissen der Ermittler damit getäuscht worden, dass die Firma die Abfälle mit einer neuen Technik unschädlich gemacht habe. Bis zu vier Millionen Euro soll GW Umwelt dafür kassiert haben.
Der durch die illegale Abfall-Entsorgung entstandene Schaden dürfte noch weitaus höher liegen. Neben den vom Hochsauerlandkreis vor dem Verwaltungsgericht eingeklagten zwei Millionen Euro haben auch Wasserwerke an Möhne und Ruhr nach dem Entdecken der als krebsfördernd eingestuften perfluorierten Tenside (PFT) Millionen in neue Filteranlagen investiert. Angelvereine entlang der Flüsse sind wegen einer Fisch-Verzehrwarnung des NRW-Umweltministeriums in ihrer Existenz bedroht. Der Hochsauerlandkreis hatte nach Auskunft eines Sprechers mit dem Insolvenzantrag gerechnet. Deshalb seien vorsorglich auch direkt Forderungen gegen den Geschäftsführer als Privatmann und gegen den Pächter der Fläche erhoben worden.

Artikel vom 22.02.2007