22.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Am größten Stammtisch
der Stadt geht's rund

Politischer Aschermittwoch der CDU: Abrechnung mit Rotgrün

Von Burgit Hörttrich
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Am Aschermittwoch ist noch lange nicht alles vorbei - im Gegenteil: Der Politische Aschermittwoch der CDU hat sich von bescheidenen Anfängen 1994 mit 66 Gästen zum größten Stammtisch Bielefelds gemausert.

Gestern Abend drängten sich erneut 400 Gäste an den bajuwarisch weißblau gedeckten Tischen im »Triebwerk« im Ravensberger Park. »Ausverkauft,« strahlte Detlef Werner, Fraktionsgeschäftsführer der Bielefelder Christdemokraten. Es war der 13. Politischer Aschermittwoch der CDU: mit dem Einzug zu »Preußens Gloria«, gespielt vom Brackweder Stadtorchester unter Leitung von Heinz Katzmarek, mit Sülze und Bratkartoffeln, mit Bier in Halblitergläsern und einem prominenten Redner, gestern war das Nordrhein-Westfalens Minister für Bauen und Verkehr, Oliver Wittke. Eines allerdings war neu: Als erster Redner trat Oberbürgermeister Eberhard David ans Pult. Er stellte klar: »Der Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld muss nicht in Sack und Asche gehen für das, was wir in den Jahren seit 1999 gemeinsam geleistet haben!« Er stellte aber auch klar: »Ich stehe bei der Kommunalwahl 2009 nicht mehr zur Verfügung.« Natürlich müsse wieder ein Oberbürgermeister der bürgerlichen Mehrheit die Verantwortung übernehmen, es gelte jetzt, einen »Kandidaten oder eine Kandidatin zu finden, der oder die die einmalige Erfolgsgeschichte der CDU in Bielefeld fortsetzt«. Denn eine rotgrüne Mehrheit wäre »fatal, ein Trauerspiel«. David, obwohl gesundheitlich angeschlagen, nutzte den Abend zu einer Generalabrechnung mit Rotgrün und dazu, eine Bilanz der eigenen Arbeit zu ziehen - allerdings weniger mit bayerischer Deftig- als mit Ravensberger Nüchternheit Der OB räumt ein: »Manchmal würde ich gern Klartext reden - nicht nur am Politischen Aschermittwoch.« Oliver Wittke hatte Verständnis für Sorgen und Nöte eines Stadtoberhauptes - schließlich war er vor seinem Einzug ins NRW-Kabinett Oberbürgermeister von Gelsenkirchen. Wittke versicherte, für ihn ende NRW nicht »kurz hinter dem Dortmunder Hauptbahnhof«. Bei den finanziellen Zuwendungen würde auch OWL und Bielefeld nicht in Vergessenheit geraten.
Fürs saftig-deftige Finale war Rainer Lux, Fraktionschef im Rat und CDU-MdL, zuständig. Er spornte seine Partei dazu an, Kurs zu halten, Rotgrün zu verhindern. Lux: »Der OB-Kandidat der SPD ist ungeeignet und unglaubwürdig.« Er ließe sich am Gängelband der Grünen führen und habe sich zudem des Wortbruches schuldig gemacht. Lux nannte als Beispiel die Diskussion um die Stadtwerke-Holding. Er kritisierte den Brackweder Sozialdemokraten Dr. Bernd Brunemeier, »der jetzt den Abbau von Hortplätzen beweint, diesen Abbau aber als Landtagsabgeordneter selbst mit beschlossen hat. Scheinheilig!«

Artikel vom 22.02.2007