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Steueraufkommen ist
deutlich angestiegen

Finanzämter sprechen schon von einer »Kehrtwende«

Bielefeld (bp). Ilse Birkwald, Vorsteherin des Finanzamtes Bielefeld-Außenstadt, und Erhard Keller, Leiter des Finanzamtes Innenstadt, sprechen von einer »Kehrtwende«, von einem »positiven Signal«: Die Bielefelder Finanzämter haben im vergangenen Jahr knapp 1,65 Milliarden Euro Steuern eingenommen - ein Mehraufkommen von 95,9 Millionen Euro oder 6,2 Prozent über dem Vorjahreswert.

Den größten Anteil am Steuereinkommen habe erneut die Lohnsteuer mit 45 Prozent des Gesamtbetrages erbracht, ein Plus von 1,7 Prozent, für Ilse Birkwald ein eindeutiges Zeichen, dass wieder mehr Beschäftigte in regulären Arbeitsverhältnissen tätig seien. 40 Prozent des Gesamtaufkommens stellt die Umsatzsteuer, die allerdings um 2,5 Prozent zurückgegangen sei. Ostwestfalen-Lippe insgesamt verzeichnet für 2006 ein Mehr an Steuereinnahmen von 2,3 Prozent - damit liege Bielefeld deutlich vor der Entwicklung in der Region.
Bei der Eigenheimzulage zeige sich im Vergleich zu 2005 erstmals ein Rückgang um 25 Prozent auf jetzt 32,7 Millionen Euro. Der Wegfall der Zulage für neue Objekte mache sich damit deutlich bemerkbar. Die letzten Eigenheimzulagen laufen 2012 aus.
Ilse Birkwald und Keller weisen zudem auf die Steuererklärung 2006 hin: »Für die meisten Arbeitnehmer bringt sie bares Geld.« Trotzdem würden viele den ungeliebten »Formularkram« wochenlang vor sich her schieben oder es sogar ganz lassen. Wer Hilfe braucht, der könne sich, so Steueroberamtsrat Friedhelm Schrader, auch an die Bürgerbüros in den Finanzämtern als zentrale Anlaufstellen wenden.
Schrader macht gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die meisten Arbeitgeber ihre Steuererklärungen zwischen Februar und Juni abgeben, deshalb könne die große Zahl der eingehenden Steuererklärungen zu einem Bearbeitungsengpass führen. Schrader: »Auch, wenn innerhalb von vier bis sechs Wochen noch kein Steuerbescheid vorliegt, sollte auch Rückfrage erst einmal verzichtet werden.«
Die neu gestalteten Vordrucke zur Einkommenssteuerklärung seien jetzt maschinenlesbar.
Zu den Neuerungen in diesem Jahr gehören:
l Steuerberatungskosten, die weder den Betriebsausgaben noch den Werbungskosten zugeordnet werden können, sind als »Kosten der privaten Lebensführung« nicht mehr als Sonderausgaben abzugsfähig.
l Erstmals können Aufwendungen für Pflege und Betreuung und Arbeitskosten bei Handwerkerleistungen für Modernisierungsmaßnahmen berücksichtigt werden.
l Kinderbetreuungskosten werden vom ersten Euro an berücksichtigt (Höchstbetrag 4000 Euro); bisher mussten Eltern mindestens 1548 Euro jährlich für die Betreuung ihres Kindes ausgeben.
Die Finanzbeamten räumen ein, dass das Steuerrecht schwierig zu durchschauen sei. Und sie sagen: »Manchmal ist es selbst für Fachleute schwer, die Neuerungen mit aufzunehmen und anzuwenden.«

Artikel vom 22.02.2007