07.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Gabel ersetzt den Spaten

Frühling im Anmarsch: WESTFALEN-BLATT gibt Tipps zur Gartenpflege

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Die Krokusse blühen, die Vögel zwitschern - alle Zeichen stehen auf Frühling, auch wenn der Winter kalendarisch noch mal »zuschlagen« kann. Die Kleingärtner stehen in den Startlöchern. Das WESTFALEN-BLATT gibt Tipps, wie sich der »grüne Daumen« jetzt am besten einsetzen lässt.

»Durch die milde Witterung sind wir 14 Tage früher dran als sonst«, sagt Florian Friebe (70), Obmann des Bezirksverbandes der Kleingärtner für Bielefeld und den Kreis Gütersloh im Besuchergarten der Kleingartenanlage am Meierhof. Und Vorsitzender Alfred Schmalbeck (71) ergänzt: »Darum steht bei vielen auch jetzt der Heckenschnitt an«.
Dabei gilt es, einiges zu berücksichtigen. »Wichtig ist, dass man die Hecke konisch zuschneidet«, erklärt Schmalbeck. Oben 30 Zentimeter, unten 50 Zentimeter kurz. Natürlich sollte man auch darauf achten, ob vielleicht schon Vögel in den Hecken nisten. Der Nestbau, so kann man auch in der 600 Quadratmeter großen Kleingartenanlage mit 72 Parzellen gegenüber der Radrennbahn gut beobachten, lässt freilich noch auf sich warten.
Die Hecke sollte sich nach oben verjüngen, weil sie sonst unten austrocknet. »Das sieht nicht nur besser aus, sondern ist auch gesünder«, bringt Schmalbeck es auf den Punkt. Bis März, so der Chef der Kleingärtner, könne man die Hecken durchaus angehen, den Buchsbaum allerdings erst nach den »Eisheiligen« Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai). Bonifatius (14. Mai) und Sophie (15. Mai). Denn laut Volksglaube wird das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der »kalten Sophie« stabil. Wer früher aktiv wird, läuft Gefahr, dass die jungen Triebe erfrieren.
»Besser ist es, die Hecken zwei Mal zu schneiden«, betont Schmalbeck, »Mitte Juni und Ende September«. Das winterliche Ritual hat dagegen einen Vorteil, das Laub versperrt dem Gärtner nicht die Sicht. Wichtig ist, die Hecke richtig runterzuschneiden, wenn sie zu sehr verholzt ist, sogar bis zum Stamm.
Das Laub unter der Hecke sollte nicht entfernt werden, damit Vögel wie die Heckenbraunelle, der Zaunkönig, der Gartenrotschwanz, das Goldhähnchen oder die Schwarzdrossel darin Würmer und Käfer zum Fressen finden. Winterlinge, Lungenkraut und Frühlings-Knotenblume brauchen keinerlei Zuwendung; sie sollte man einfach blühen lassen.
Der Boden dagegen darf schon einmal durchgehackt (nicht umgegraben) werden. Ist er oberflächlich gelockert, kann er gut abtrocknen. »Ich grabe meinen Garten gar nicht mehr um«, verrät Alfred Schmalbeck. Und auch bei Florian Friebe hat die Grabegabel dem Spaten längst den Rang abgelaufen.
Vorsicht ist geboten bei den Stauden. Sie treiben schon im unteren Bereich. Die »Fette Henne« sollte im Winter stehen gelassen werden für die Vögel. Insekten, die dort überwintern, sind für sie eine leckere Mahlzeit. Dafür darf in diesen Tagen schon mal das (Un-)Kraut zwischen den Blumenstauden entfernt werden. Bartnelken, Goldlack, Stiefmütterchen und Hornfeilchen gilt es jetzt zu verpflanzen. Aber: Finger weg vom Gewächshaus! Zur Aussaat muss der Boden mindestens 15 Grad Celsius warm sein.
Auch düngen will gelernt sein. Für Blumen reicht der preiswerte Mineral-Volldünger (Blaukorn) aus Stickstoff, Phosphor, Kali und Magnesium. Wer Gemüse und Kartoffeln ernten möchte, sollte zum etwas teureren organischen Dünger (zum Beispiel »Orskorner Animalin«) sowie Gesteinsmehl und Algenkalk greifen. Kali und Magnesium darf auch unter Buchsbäume gestreut werde, unter Obstbäume jedoch nur alle zwei Jahre.
Beerensträucher auszulichten ist jetzt ebenfalls angesagt. Wer seinem Obstbaum etwas Gutes tun will, beschneidet ihn »so, dass man einen Hut hindurch werfen kann«, schmunzelt Schmalbeck und zieht seine Mütze. Friebes Ratschlag: »Nur die langen Peitschen entfernen, nie die kleinen Triebe, sonst trocknet der Baum ein!« Sein Mittel gegen naturgeschützte Maulwürfe: Wasser aus der Regentonne - »dann gehen sie zum Nachbarn«.
Der Bezirksverband der Bielefelder Kleingärtner besteht 2007 übrigens 100 Jahre. Sonntag, 22. Juli, wird das Jubiläum in der Anlage am Meierhof gefeiert. 2400 organisierte Hobby- und Kleingärtner gibt es allein in Bielefeld. Der Bezirksverband informiert auch im Internet.
www.kleingarten-bielefeld.de

Artikel vom 07.03.2007