03.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Sicherheit mit Nervfaktor
Schnell installiert und gestartet: Windows Vista drückt auf die Tube
Der Umstieg auf Windows Vista ist kein Abenteuer - das Betriebssystem läuft vom Start weg stabil. Angesichts der Kosten und eines ausgereiften und rund laufenden Windows XP auf der Festplatte fällt der Schritt aber nicht leicht. Das WESTFALEN-BLATT hat ihn getan und Vista neben XP installiert. Ein Erfahrungsbericht.
Die DVD eingelegt, wenige Eingaben gemacht - den Rest erledigt die Software. Ist der Rechner mit dem Internet verbunden, sucht Vista schon vor dem ersten Start nach Aktualisierungen. Bei der Installation kann Microsofts jüngstes Kind das erste Mal punkten: Auf einem schnellen PC ist das 9,6 GByte große Vista-Ultimate-System in etwa 30 Minuten komplett installiert - Windows XP lässt sich fast 15 Minuten länger Zeit.
Die zweite angenehme Überraschung: Vista startet in nur 20 Sekunden, ein frisch installiertes XP benötigt eine halbe Minute. Ein wenig mogelt Microsoft bei beiden Systemen: Nachdem der Desktop bereits in ganzer Schönheit zu sehen ist, werkelt Windows unter der Haube weiter und verzögert so den Start von Anwendungssoftware.
»Readyboost« haben die Redmonder das Verfahren genannt, dem Computer zusätzlichen Speicher per USB-Stick zu spendieren. Das Betriebssystem fragt beim Einstecken eines Sticks, ob man ihn zur Systembeschleunigung verwenden will. Windows nutzt den Stick als Zwischenspeicher, etwa für die Auslagerungsdatei, weil der Zugriff darauf schneller ist als auf die Festplatte. Den Systemstart beschleunigt Readyboost nur kaum merklich. Da lohnt es sich eher, in mehr Arbeitsspeicher zu investieren. Davon profitiert die gesamte Leistung.
Die ist »nur« auf XP-Niveau, bei einigen Programmen wie Spielen sogar knapp darunter. Wenn optimierte Gerätetreiber und BIOS-Versionen fürs Mainboard vorliegen, sind sicher einige Prozent mehr Geschwindigkeit drin.
Apropos Gerätetreiber und Updates für Anwendungssoftware: Während die 32-Bit-Version bereits gut ausgestattet ist, fehlen für die 64-Bit-Variante noch etliche Treiber und Updates. Obwohl moderne Prozessoren 64-Bit-fähig sind, lohnt sich der Einsatz des 64-Bit-Vistas zur Zeit nur, wenn viel Arbeitsspeicher adressiert werden soll.
Einer der wichtigsten Aspekte für den Einsatz von Vista ist die Sicherheit. Mit Windows Defender stellt Microsoft Vista ein Werkzeug zur aktiven Schädlingsbekämpfung bereit. Im Test der PC Professionell erwies es sich nur als mäßig zuverlässig. Zunächst wurde Defender beim Aufspüren noch nicht aktiver Spionage- und Werbeprogramme getestet, wie sie per E-Mail oder Download auf den eigenen Rechner gelangen. Das Ergebnis enttäuschte: Von 9225 nicht im System verankerten Spyware-Dateien erkennt der Defender nur 68,2 Prozent. Verglichen mit einem guten Antiviren-Programm (erkennen 95 Prozent und mehr) ist dies ein schlechter Wert.
Von den 23 erfolgreich unter Vista installierten Ad- und Spyware-Beispielen übersieht Windows Defender vier: die Adware-Programme von ClearSearch, Gator und WSearch sowie einen Downloader, der Schadcode nachlädt. Auch bei eingeschaltetem Wächter können sich diese Schädlinge unbemerkt installieren.
Insgesamt bietet Windows Defender einen gewissen Grundschutz, man sollte sich jedoch nicht allein darauf verlassen. Empfehlenswert ist ein zusätzlicher Virenscanner.
Langfristig Sicherheit bietet die verbesserte Benutzerverwaltung. Endlich ist es praktikabel, sich als Standardbenutzer mit eingeschränkten Rechten am System anzumelden, das dann vor vielen Veränderungen sicher ist. Aber selbst, wenn sich der Benutzer als Systemverwalter anmelde, bittet die User Account Control (UAC) bei Änderungen am System um Erlaubnis. Eine Gefahr liegt darin, dass die UAC häufig nachfragt. Genervt von den vielen Warnungen schalten Anwender das nützliche Instrument möglicherweise ab oder klicken die Meldungen einfach weg.
Anwendungen lässt Vista viel weniger Spielraum, als XP. So verschiebt Vista Dateien in »sichere« Ordner und gaukelt dem Programm den ursprünglichen Pfad nur vor. Das verhindert, dass Programme in Systemordner schreiben müssen, führt aber bei einigen älteren Programmen zu Problemen. Thomas Lunk
Über weitere Neuerungen lesen Sie Näheres in einer der kommenden Ausgaben.

Artikel vom 03.03.2007