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. . .  Rainer Kleibrink, Branddirektor

Drei Fragen an . . .


Es war der arbeitsreichste Einsatz für die Bielefelder »Blauröcke« seit Jahrzehnten: Orkan »Kyrill« und seine Nachläufer hatten Mitte Januar vier Tage lang die Helfer und Retter von Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren auf Trab gehalten. 713 Mal mussten sie ausrücken, zwei Feuerwehrleute wurden beim Orkaneinsatz verletzt. Was für Lehren aus dieser Naturkatastrophe zu ziehen sind, das erklärt Bielefelds stellvertretender Feuerwehrchef, Branddirektor Rainer Kleibrink (48/Foto), im Gespräch mit WB-Redakteur Jens Heinze.

Glaubt man den Klimaforschern, dann war Orkan »Kyrill« keine Ausnahme, sondern wird künftig zur Regel. Wie bereiten sich Bielefelds Feuerwehren auf weitere Katastrophen dieser Art vor?Kleibrink: Die Feuerwehr muss sich wirklich überlegen, ob die Gefahrenabwehr bei einem Orkan es wert ist, die Gesundheit der Kameraden aufs Spiel zu setzen. »Kyrill« hat im Land zwei Feuerwehrleuten das Leben gekostet, einer von ihnen wurde von einem Baum erschlagen. In Bielefeld sind zwei Feuerwehrleute im Orkaneinsatz verletzt worden. Im Kreis Höxter ist ein Baum auf dem Führerhaus eines Löschfahrzeuges gelandet, die Besatzung wurde glücklicherweise nur leicht verletzt.

Also bleibt Bielefelds Feuerwehr beim nächsten Sturm zu Hause?Kleibrink: Nein, mit Sicherheit nicht. Einsätze, wo es um Menschenleben oder hohe Sachwerte geht, werden selbstverständlich gefahren. Aber es ist die Frage, ob mitten im Sturm die umgestürzte Birke von der Gartenlaube geholt werden muss. Oder ob die Feuerwehr bei Dunkelheit und Regen in den Wald geschickt werden muss, um eine Bergstraße von Bäumen zu befreien. Da reicht es auch, die Straße vorläufig zu sperren und die Arbeiten später bei Tageslicht anzugehen. Kernfrage für die Feuerwehr ist, in wie weit sind Gesundheit und Unversehrtheit der Einsatzkräfte gegen Sachwerte und Sturmschäden aufzuwiegen.

Und welche Lehren haben Sie sonst noch aus Orkantief »Kyrill« gezogen?Kleibrink: Wir überlegen, ob es sinnvoll ist, dem Beispiel einiger Nachbarkreise zu folgen und unsere Feuerwehrleute bei einem angekündigten Sturm schon im Vorfeld in die Gerätehäuser zu beordern. Damit entgehen die Kameraden der Gefahr, dass sie im Alarmfall bei der Anfahrt zum Gerätehaus im tobenden Orkan verunglücken.

Artikel vom 22.02.2007